Rohingya in Burma 2600 Häuser in Flammen, Zehntausende auf der Flucht

Ganze Dörfer werden niedergebrannt, Menschen getötet oder vertrieben: In Burma eskaliert die Lage rund um die Rohingya weiter. Zugleich wachsen die Spannungen mit dem Nachbarland Bangladesch.
Flüchtlinge tragen einen alten Mann nahe der Grenze zu Bangladesch

Flüchtlinge tragen einen alten Mann nahe der Grenze zu Bangladesch

Foto: MOHAMMAD PONIR HOSSAIN/ REUTERS

Burma wird von den schlimmsten Unruhen seit fünf Jahren erschüttert. Wegen der Gewaltaktionen gegen die Rohingya sind nach Uno-Angaben mittlerweile rund 58.600 Angehörige der Volksgruppe ins Nachbarland Bangladesch geflohen. Regierungsberichten vom Samstag zufolge wurden vergangene Woche mehr als 2600 Häuser in der überwiegend von Angehörigen der muslimischen Minderheit bewohnten Region Burmas niedergebrannt.

In Rakhine leben etwa eine Million Rohingya. Die bitterarmen Muslime gelten als eine der am meisten verfolgten Minderheiten der Welt (Lesen Sie hier mehr zu dem Thema).

In Regierungskreisen wird die bewaffnete Rohingya-Gruppe Arsa für die Brandanschläge verantwortlich gemacht. Die Arsa hatte sich zu Angriffen auf Militärposten bekannt, die eine große Gegenoffensive der Armee zur Folge hatten. Der lange schwelende Konflikt ist komplett eskaliert.

Fotostrecke

Rohingya in Burma: Flucht ohne Ziel

Foto: WIN/ EPA-EFE/ REX/ Shutterstock

Die nach Bangladesch geflohenen Rohingya widersprachen der offiziellen Darstellung. Nach ihren Angaben gibt es eine Kampagne mit Morden und Brandschatzungen der Armee, um sie aus dem Land zu vertreiben. Geflohene berichten von erschütternden Szenen aus den Dörfern, Menschen seien vom Militär bei lebendigem Leib verbrannt worden.

Diese Einschätzung wird auch von der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW) unterstützt. Satellitenaufnahmen und Berichte der Flüchtlinge ließen darauf schließen, dass die Sicherheitskräfte absichtlich die Feuer legten und dass der Umfang der Zerstörungen noch weit größer sei als bislang angenommen. Nach offiziellen Angaben wurden bei den Auseinandersetzungen bislang fast 400 Menschen getötet, darunter 370 Rohingya-Rebellen. 11.700 Rohingya seien aus dem Gebiet weggebracht worden.

Die Uno warnt vor einer Hungersnot, Hilfsprogramme in der Region müssten eingestellt werden. So stoppte unter anderem das Welternährungsprogramm seine Arbeit, weil die Lage zu heikel geworden ist.

Der Konflikt und der Umgang mit den rund 1,1 Millionen Rohingya werden zunehmend zur Belastung für Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi und ihre Regierung. Die Vereinten Nationen verurteilten die Angriffe der Rohingya-Aufständischen, forderten aber zugleich die Regierung auf, das Leben aller Zivilisten zu schützen. An Bangladesch appellierte die Uno, die Flüchtlinge ins Land zu lassen.

Hubschrauber sollen Luftraum verletzt haben

Zwischen beiden Ländern wachsen die Spannungen. So warf Bangladesch dem Nachbarn eine Verletzung seines Luftraums vor. Das Außenministerium in Dhaka warnte am Freitagabend vor Konsequenzen, sollte es zu erneuten Vorfällen kommen. Nach Angaben des Ministeriums hatten Hubschrauber aus Burma in den vergangenen Tagen wiederholt den Luftraum über dem Bezirk Cox's Bazar im südöstlichen Grenzgebiet verletzt. Burma reagierte zunächst nicht auf die Warnung

Bangladesch hat bereits mehr als 400.000 Rohingya aufgenommen, die seit Beginn der Neunzigerjahre aus dem vorwiegend buddhistischen Burma geflohen sind. Es könnten daher nicht noch mehr Menschen ins Land gelassen werden, argumentiert die Regierung in Dhaka. Sie fordert vielmehr von der Uno Druck auf Burma aufzubauen, den Umgang mit den Rohingya zu ändern. Ihnen wird in dem südostasiatischen Land die Staatsbürgerschaft mit der Begründung verwehrt, sie seien illegal eingewandert. Dabei sind sie seit Hunderten Jahren in der Region heimisch.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren