Geiselnahme in Nordfrankreich
Einer der Täter stand unter Aufsicht der Justiz
Nach der Geiselnahme in einer französischen Kirche haben die Ermittler einen der Attentäter identifiziert. Der 19-Jährige war bereits seit Längerem im Visier der Ermittler - und trug eine elektronische Fußfessel.
Einer der Angreifer auf eine französische Kirche stand in einem laufenden Ermittlungsverfahren wegen Terrorverdachts unter Aufsicht der Justiz und trug eine elektronische Fußfessel. Der 19-jährige Adel K. habe 2015 zweimal versucht, nach Syrien zu reisen, sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins.
Er wurde einmal in Deutschland, einmal in der Türkei gestoppt und festgenommen. In Frankreich wurde daraufhin ein Anklageverfahren eröffnet und Untersuchungshaft angeordnet.
Im März dieses Jahres wurde er aus der Untersuchungshaft entlassen und unter Hausarrest gestellt. Laut Molins hatte er aber die Erlaubnis, unter der Woche vormittags und am Wochenende nachmittags das Haus zu verlassen. Der von der Polizei erschossene Angreifer wurde anhand seiner Fingerabdrücke eindeutig identifiziert. Die Identifizierung des zweiten mutmaßlichen Terroristen sei noch nicht abgeschlossen, sagte Molins.
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Geiselnahme in Saint-Étienne-du-Rouvray: Schock in der französischen Provinz
Im Zuge der Ermittlungen sei auch ein Minderjähriger in Polizeigewahrsam genommen worden. Der in Algerien geborene 16-Jährige sei der jüngere Bruder einer Person, die mit internationalem Haftbefehl gesucht werde, sagte Molins. Diese Person solle mit den Papieren des identifizierten Attentäters in das irakisch-syrische Gebiet gereist sein. Die Ermittler führten auch Durchsuchungen durch, die am Abend noch andauerten.
Am Dienstagmorgen hatten zwei Bewaffnete eine Kirche in Saint-Étienne-du-Rouvray im Norden Frankreichs angegriffen. Sie nahmen fünf Geiseln und ermordeten den Priester. Die Geiselnahme endete nach knapp zwei Stunden, die Attentäter wurden getötet, als sie aus dem Gotteshaus stürmten. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" beanspruchte die Tat für sich.
Mittlerweile ist ein schwerverletztes Opfer der Attentäter außer Lebensgefahr. Das 86-jährige Gemeindemitglied sei mit einer Stichwaffe am Hals verletzt worden, sagte Molins.
Präsident François Hollande war nach der Tat rasch nach Saint-Étienne-du-Rouvray gereist. Er sprach von einer "weiteren Prüfung" für die Franzosen und forderte: "Wir müssen den Krieg führen mit allen Mitteln des Rechtsstaates." Erst vor eineinhalb Wochen raste ein Attentäter in Nizza mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge und tötete 84 Menschen.
8 BilderGeiselnahme in Saint-Étienne-du-Rouvray: Schock in der französischen Provinz
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Frankreich wird erneut von einem Attentat erschüttert. Nach der Geiselnahme in der Kirche von Saint-Étienne-du-Rouvray sichert die Polizei den Ort - hier das Rathaus.
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Zwei Männer, bewaffnet mit Messern, waren am Dienstag während einer Messe in die Kirche des Ortes eingedrungen und nahmen fünf Menschen als Geiseln. Sicherheitskräfte und Rettungsfahrzeuge rasten zum Tatort.
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Saint-Étienne-du-Rouvray liegt in der Normandie in der Nähe von Rouen.
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In dieser Kirche ereignete sich die Geiselnahme. Die Täter ermordeten den Pfarrer. Eine Person wurde verletzt. Die drei anderen Geiseln blieben körperlich unversehrt.
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Die Polizei sperrte das Viertel ab. Sie hatte zuvor gewarnt, die Arbeit der Beamten nicht zu behindern.
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Eliteeinheiten waren vor Ort, sie erschossen die beiden Geiselnehmer, als diese aus der Kirche stürmten.
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Frankreichs Präsident François Hollande reiste rasch zum Tatort. Frankreich war in den vergangenen eineinhalb Jahren immer wieder das Ziel schwerer Anschläge. Premierminister Manuel Valls sprach auf Twitter von einer "barbarischen Attacke".
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Auch Innenminister Bernard Cazeneuve kam nach Saint-Étienne-du-Rouvray. Er stand zuletzt in der Kritik wegen des Polizeieinsatzes in Nizza, wo ein Attentäter 84 Menschen ermordet hatte.
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Frankreichs Präsident François Hollande reiste rasch zum Tatort. Frankreich war in den vergangenen eineinhalb Jahren immer wieder das Ziel schwerer Anschläge. Premierminister Manuel Valls sprach auf Twitter von einer "barbarischen Attacke".