Rückblick auf Millenniumstreffen Gegengipfel der Guten

US-Präsident Obama beim Millenniumsgipfel: Leider nur Allgemeinplätzen
Foto: TIM SLOAN/ AFPund Uno-Vollversammlung in New York, 125 Staats- und Regierungschefs sind gekommen, sie blockieren die Straßen, die Restaurants und die Hotels. Es ist eine große Woche für die Weltorganisation.
Aber alles dreht sich um Carla Bruni.
Sie sitzt in der französischen Vertretung an der 47. Straße, sehr entspannt, sehr aufgeräumt, denn ihr Mann, Staatspräsident Nicolas Sarkozy, hat sie mit einem romantischen Wochenende in New York verwöhnt: Carlyle Hotel und Dinner im Restaurant Amaranth in Midtown. Gipfeltreffen, das hat Sarkozy gelernt, sind immer auch eine gute Gelegenheit, noch etwas anderes zu tun.
In Frankreich hält sich seit einigen Wochen das Gerücht, Michelle Obama habe Bruni bei einem ihrer Treffen zugeraunt, sie habe es satt, First Lady zu sein. Eine CNN-Reporterin will nun wissen, ob das stimmt. "Hat sie wirklich gesagt, First Lady zu sein, das sei die Hölle?"
Es ist eine wichtige Frage, denn First Lady zu sein bedeutet in den Augen der Amerikaner ein glanzvolles Privileg, für das die First Lady dankbar zu sein und an dem sie nicht rumzunörgeln hat. "Michelle Obama würde nie so etwas sagen", antwortet Bruni und lächelt.
Räumt man so ein unliebsames Gerücht aus der Welt?
Es bleiben Zweifel, allmählich verliert sich der einstige Glanz um das aufregendste Paar der amerikanischen Politik. Als der Präsident dann vor die Uno tritt, der Friedensnobelpreisträger, der beim Kampf gegen die Armut zu großer Form auflaufen müsste, enttäuscht er mit seinen Allgemeinplätzen nicht nur die Delegierten.
Schon der Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte sie gelangweilt mit einer Rede, in der er nahezu alles forderte, was sich fordern lässt, bessere Luft, weniger Armut, reineres Trinkwasser. Es war die ultimative Sammlung von Wünschen, die man bei der Uno mit einem sperrigen Kürzel versehen hat, MDG, Millennium Development Goals, Millenniums-Entwicklungsziele.
Als Hilfsorganisation ausgedient?
In den großen Zeitungen steht am nächsten Tag aber nichts von Rede, nicht einmal in der "New York Times", kein Wort von MDG. Schlagzeilen machen Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad mit seinen Verschwörungstheorien zu den Anschlägen auf das World Trade Center und seiner Predigt über die "Leiden zahlloser Frauen, Kinder in so vielen Ländern", sowie Simbabwes Staatschef Robert Mugabe, der gegen die Sanktionen des Westens wettert.
Hat die Uno ihre Stimme verloren? Ihren Sinn dafür, wie sie die Menschen für einen guten Zweck erreicht?
Das Internetmagazin "Daily Beast" stellt am Tag von Bans Rede die Frage, ob die Uno als Hilfsorganisation ausgedient habe, ob sie einfach zu beliebig sei, zu bieder, zu ineffektiv, blockiert von unzähligen, widerstrebenden Interessen. Und ob es nicht neue, modernere Organisationen brauche, die nicht alle Probleme auf einmal lösen wollen - Organisationen wie die "Clinton Global Initiative" zum Beispiel.
Seit fünf Jahren schon findet deren Kongress immer in derselben Woche statt wie die Eröffnung der Uno-Vollversammlung, ein paar Häuserblocks von deren Hauptquartier entfernt, im Sheraton New York Hotel. Die Clinton-Initiative war eine Art Trittbrettfeier, als der ehemalige US-Präsident sie gründete, ein Club, der nur im Schatten der großen, wichtigen Staats- und Regierungskonferenz stattfand, eine Möchtegern-Uno.
Doch jetzt sieht sie auf einmal wie ein Vorreiter aus, eine Organisation, die manchen mehr Hoffnung zu machen scheint als die Uno selbst. 57 Milliarden Dollar haben ihre Mitglieder bereits für Hilfsprojekte in der ganzen Welt offeriert, für Tsunami-Opfer in Südostasien, für Hilfen nach dem Hurrikan Katrina und dem Erdbeben in Haiti. "Hier passiert alles auf den Fluren", schwärmt Bracken Hendricks vom Center for American Progress. Büros vermisst niemand, auch keine Bürokraten.
Ohne die Öden und die Bösen
Und dann ist da Clinton, , wie die Lautsprecherstimme ruft, als sein Gesicht das erste Mal auf der Videoleinwand erscheint. Reiche und Mächtige sind eingeladen, eine Gruppe von 1000 Auserwählten, die Gutes in großem Stil tun wollen. Unternehmer, Berühmtheiten, Vordenker, die Prominenz der Gegenwart, Richard Branson, Bill und Melinda Gates, Chad Hurley, der Gründer von YouTube, Eric Schmidt, der Chef von Google.
Die Welt des Bill Clinton will ganz ohne die Öden und die Bösen auskommen, ohne die Mugabes und Ahmadinedschads, die drüben am East River gegen den Westen wettern.
Bill Clinton sagt nur: Wir wollen erreichen, dass ein Kind weniger pro Tag an verschmutztem Wasser stirbt.
Heldenmusik erklingt. Ein Film läuft an, ein Medley seiner Reden aus früheren Jahren, Al Gore ist dabei, Kofi Annan. Und immer wieder erscheint Bill Clinton, der simple, große Sätze sagt, am Ende ruft er: "Wir müssen nur noch einen Weg finden, wie wir gemeinsam triumphieren können." Dann geht das Licht wieder an, und man sieht den richtigen Clinton. Er schreitet die Bühne entlang, nachdenklich, mit einer Träne im Auge, gerührt von sich selbst.
Am nächsten Tag steht er in der Zeitung.