Spätestens seit dem 5:0 über Saudi-Arabien sind die Russen in WM-Stimmung. Überall wird der Sieg gefeiert. Eine Duma-Abgeordnete warnt die Frauen jedoch vor zu engem Kontakt mit den ausländischen Fans.
Fast 1,5 Millionen Fans aus der ganzen Welt werden in Russland zur WM erwartet. Hunderttausende von ihnen sind bereits zu Beginn des Turniers im Land und feiern ausgelassen in den Innenstädten. Auch die Russen machen mit, sie haben ihre anfängliche Skepsis nach dem 5:0 im Eröffnungsspiel gegen Saudi-Arabien abgelegt.
Tamara Pletnjowa leitet im russischen Parlament das Komitee für Familie, Frauen und Kinder. Für sie ist die WM eher ein Graus. Nicht, weil sie Fußball nicht mag oder sich vor randalierenden Fans fürchtet. Sie sorgt sich um russische Frauen. In einem Radiointerview sagte die 70-Jährige, sie hoffe, dass es keine Frauen gibt, die "jemanden treffen und dann ein Kind bekommen".
"Jemand", das sind in diesem Fall männliche Fans aus anderen Ländern. Der Moderator des Senders hatte zuvor die WM mit den Olympischen Sommerspielen 1980 verglichen, nach denen es angeblich das Phänomen der "Olympiakinder" gab. Gemeint waren Kinder, die sowjetische Frauen mit ausländischen Besuchern der Spiele zeugten und später alleine großzogen.
Tamara Pletnjowa
Foto: imago/ITAR-TASS
"Diese Kinder leiden. Sie wissen das bestens. Sie haben noch zur Sowjetzeit gelitten. Gut, wenn sie noch von einer Rasse waren. Wenn nicht, dann war es ganz schlimm", erklärte die Politikerin und Abgeordnete der Kommunisten in der Duma. Sie sei zwar keine Nationalistin, "aber nichtsdestotrotz ..."
Das ging dann wohl selbst dem konservativen Kreml zu weit. Prompt ließ Dmitrij Peskow, Sprecher von Präsident Wladimir Putin, mitteilen: Russische Frauen "könnten alle ihre Fragen selber regeln. Sie sind die besten der Welt."
Gleichzeitig erinnerte er an den Aufruf gegen Rassismus, der auf allen Fan-Ausweisen aufgedruckt ist. Russland war in der Vergangenheit immer wieder auch wegen Rassismus in Stadien in der Kritik. In der vorletzten Saison zählte die Organisation FARE, die sich dem Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus im Fußball widmet, 89 Zwischenfälle mit rechtsradikalem Hintergrund im russischen Profifußball.