Wählermobilisierung durch Fall Skripal
Putin-Mitarbeiter dankt britischer Regierung
In sarkastischem Ton hat ein Putin-Mitarbeiter der britischen Regierung für die hohe Wahlbeteiligung in Russland gedankt: Der Fall des vergifteten Ex-Agenten Skripal habe das Volk geeint.
Großbritannien ist für die hohe Wahlbeteiligung bei den russischen Wahlen mitverantwortlich - das meint zumindest der Sprecher von Wladimir Putins Wahlkampfstab, Andrej Kondraschow. Mit ironischem Unterton dankte er der britischen Regierung dafür, das russische Volk durch unhaltbare Anschuldigungen vereint zu haben.
Hintergrund des sarkastischen Lobs sind die Vorwürfe der britischen Regierung gegen Russland, für den Giftanschlag auf den Ex-Agenten Sergej Skripal verantwortlich zu sein. "Immer wenn Russland laut und ohne Beweise beschuldigt wird, was macht das russische Volk? Es schließt sich um das Zentrum der Macht zusammen", sagte Kondraschow.
London kenne wohl die russische Mentalität, sagte er erkennbar ironisch nach Schließen der russischen Wahllokale am Sonntagabend. "Zum wiederholten Mal hat man uns genau dann unter Druck gesetzt, als wir mobilisieren mussten."
Präsident Wladimir Putin hat die Wahl der noch laufenden Auszählung zufolge mit mehr als 75 Prozent der Stimmen gewonnen. Die Wahlbeteiligung lag nach letzten Hochrechnungen bei rund 60 Prozent. Damit liegt sie derzeit geringer als 2012, damals meldeten die Behörden 65,34 Prozent, aber höher als bei der Parlamentswahl, wo sie nur 47,88 Prozent betrug.
Putin spricht von "Unsinn"
Auch der russische Präsident äußerte sich am Wahlabend zum Fall des vergifteten Ex-Agenten. Es sei "Unsinn" zu denken, dass sich irgendjemand in Russland vor der Wahl und vor der Fußball-Weltmeisterschaft eine solche Tat erlaubt hätte, sagte er. Zudem habe Russland dieses Mittel nicht - "wir haben alle unsere chemischen Waffen unter Kontrolle internationaler Beobachter vernichtet".
Der ehemalige russische Doppelagent SergejSkripal und seine Tochter waren am 4. März in der südenglischen Stadt Salisbury vergiftet worden, sie schweben weiterhin in Lebensgefahr. Die britische Regierung geht davon aus, dass bei dem Mordanschlag ein chemischer Kampfstoff der Nowitschok-Gruppe aus sowjetischer Produktion zum Einsatz kam.