
Manöver: Nato trainiert "Noble Jump"
Manöver "Noble Jump" Nato-General verteidigt Aufrüstung in Osteuropa
In Zagan im Westen Polens trainieren seit Tagen rund 2100 Soldaten aus Deutschland, den USA, Belgien, Litauen, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Tschechien und Ungarn. "Noble Jump" heißt das Manöver, bei dem die Nato ihre neue schnelle Eingreiftruppe testet.
Die Bundeswehr stellt etwa 350 Soldaten. Die schnelle Eingreiftruppe der Nato aus rund 5000 Soldaten soll vor allem Russland angesichts der Ukrainekrise zeigen, dass die westliche Militärallianz zu ihren osteuropäischen Mitgliedern steht.
Das Manöver findet zu einem Zeitpunkt statt, wo die Beziehungen zwischen Präsident Wladmir Putin und dem Westen angespannt sind. Putin kündigte die Anschaffung neuer Waffen an, die Allianz verteidigt die geplante Verlagerung schwerer Waffen nach Osteuropa.
Oberbefehlshaber Breedlove verteidigt die geplante Verlagerung schwerer Waffen nach Osteuropa. Der Vorgang verstoße nicht gegen die sogenannte Nato-Russland-Akte, sagte Oberbefehlshaber Philip Breedlove der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", "weil die Einheit klein genug ist und über verschiedene Standorte verteilt wird". In der Vereinbarung hatte die Nato zugesagt, "substanzielle Kampftruppen" nicht "dauerhaft" zu stationieren. Was genau das heißt, ist zwischen Russland und der Nato umstritten.
Der Plan sieht vor, dass die Ausrüstung einer Panzerbrigade von bis zu 5000 Soldaten mit 250 Kampfpanzern in den baltischen Staaten, in Polen, Rumänien, Bulgarien und möglicherweise auch in Ungarn stationiert wird. Sie könnte von US-Einheiten genutzt werden, die in diesen Ländern Streitkräfte ausbilden, seit Russland die Krim annektiert hat. Russland hat militärische Gegenmaßnahmen angekündigt.
Lettlands Außenminister griff in der Diskussion zu einem drastischen Vergleich: Russlands Atompläne und die Ukrainekrise hätten dafür gesorgt, dass die Ost-West-Beziehungen auf dem niedrigsten Stand seit der Kuba-Krise 1962 seien, sagte Edgar Rinkevics in Sydney. Die Nato müsse auf "alle Fälle" vorbereitet sein.
Auch in Berlin hatte sich die Bundesregierung über den Plan beunruhigt gezeigt. "Die von Präsident Putin gestern angekündigte Aufstockung des russischen strategischen Raketenarsenals ist unnötig und sicher kein Beitrag zu Stabilität und Entspannung in Europa", sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Mittwoch SPIEGEL ONLINE.
Die Welt habe sich seit 1989 stark verändert, man sei nicht mehr im Kalten Krieg. "Aber die alten Reflexe aus dieser Zeit sind offenbar noch lebendiger, als wir das noch bis ins letzte Jahr gedacht haben", befürchtet Steinmeier. "Ich kann nur davor warnen, solchen Reflexen nachzugeben und in eine beschleunigte Eskalationsspirale der Worte und dann auch der Taten einzutreten", mahnte der Außenminister.
Die stellvertretende Fraktionschefin der Linken Sahra Wagenknecht warf der Nato hingegen eine Provokation Russlands vor. "Die Ankündigung Russlands, sein Atomwaffen-Arsenal aufzurüsten, ist die Reaktion darauf, dass der Westen die Stationierung von schwerem Kriegsgerät in Osteuropa angekündigt hat", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Eine Provokation zieht die nächste nach sich. Das gefährdet ganz existenziell den Frieden in Europa."