Antitürkische Hysterie Russischer Nationalist Schirinowski droht mit Atom-Angriff auf Istanbul

LDPR-Vorsitzender Schirinowski: Aufgeheizte Stimmung in Russland
Foto: Yekaterina Shtukina/ APEr ist zwar Vorsitzender der Liberal-Demokratischen Partei Russlands (LDPR), doch die Ansichten von Wladimir Schirinowski sind erkennbar weder demokratisch, noch liberal. In Russlands Konflikt mit der Türkei rät er dem Kreml jetzt zu drastischen Mitteln. Moskau solle Ankara prophylaktisch mit einem Atomangriff auf Istanbul drohen - für den Fall, dass Ankara eine Sperre der Bosporus-Meerenge für russische Schiffe verhänge.
"Es reicht eine Spezialbombe, die in die Wasser des Bosporus stürzt und Istanbul überschwemmt", rief Schirinowski vom Rednerpult des Parlaments, vor laufenden Fernsehkameras. Seine LDPR stellt 56 von 450 Abgeordneten. Er selbst ist Vizepräsident des Parlaments.
Schirinowskis Ausfall ist nur ein Beispiel dafür, wie aufgeheizt die Stimmung in Russland nach dem Abschuss des russischen Su-24-Kampfjets ist. Auf der von Russland annektierten Krim verbrannten Demonstranten eine Puppe mit den Gesichtszügen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Gennadij Onischenko, Berater von Premier Dmitrij Medwedew, rät vom Kauf türkischen Gemüses ab: "Jede gekaufte türkische Tomate ist ein Beitrag zu einer Rakete, mit der sie auf unsere Jungs schießen werden."
In der nordrussischen Stadt Salechard warnt ein Plakat die Bürger, "wer in der Türkei urlaubt, wird als Komplize der Terroristen behandelt". Im Internet erinnern Nationalisten an die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken im Jahre 1453. "Wir gedenken, trauern, werden es nie verzeihen - und es befreien!", heißt es da neben einer Abbildung der Hagia Sophia. Der russische Abgeordnete Sergej Gawrilow rief die türkische Regierung dazu auf, das Gebäude wieder als christliche Kirche weihen zu lassen - als Entschuldigung für den Abschuss.
Die russische Regierung hat auf den Abschuss mit harten Strafmaßnahmen geantwortet. Ab dem 1. Januar entfällt die Visafreiheit für Besucher aus der Türkei. Russische Firmen dürfen keine türkischen Mitarbeiter mehr einstellen. Transfers türkischer Spieler in die russische Fußballliga sind untersagt. Die Grenzen werden für türkische Lebensmittel geschlossen.
Auch die wissenschaftliche Zusammenarbeit ist betroffen. Das Russisch-Türkische Wissenschaftszentrum unter dem Dach von Moskaus Fremdsprachenbibliothek wurde bereits geschlossen. Nach Angaben der Tageszeitung "Kommersant" stoppten allein am Montag mehr als 40 russische Hochschulen ihre Kooperationen mit Universitäten in der Türkei. Das geschehe "im Zusammenhang mit der ungünstigen Lage in den Beziehungen zwischen beiden Ländern und der Zunahme terroristischer Bedrohungen vonseiten der Türkei", teilte etwa die technische Hochschule Tambow mit.
Moskau hat offenbar wenig Interesse daran, die Wogen zu glätten. Nach der Klimakonferenz in Paris berichteten Moskaus Tageszeitungen genüsslich darüber, wie Erdogan Präsident Putin erfolglos hatte abpassen wollen.
Auch das Fernsehen mischt mit: So berichtete der staatliche Sender Rossija24 mit Besorgnis über die Verhaftung von Journalisten in der Türkei. Unter Erdogan habe sich das Land im Rating der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen sukzessive verschlechtert. Unerwähnt blieb dagegen, dass Russland in dem Ranking noch drei Plätze hinter der Türkei rangiert.
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