Guillermo Fariñas: Freude über die Nachricht vom Sacharow-Preis
Foto: ADALBERTO ROQUE/ AFPStraßburg - Guillermo Fariñas erhält den diesjährigen Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit des Europaparlaments. Fariñas habe mit mehreren Hungerstreiks sein Leben aufs Spiel gesetzt, um Änderungen in Kuba zu erreichen, begründete der Präsident des Straßburger Parlaments, Jerzy Buzek, am Donnerstag die Auszeichnung.
Unmittelbar nachdem er von dem Preis erfuhr, forderte Fariñas "ein Ende der Diktatur" in seiner Heimat. Die "zivilisierte Welt, das " habe eine Botschaft an die kubanische Führungsriege gesandt, sagte er in der kubanischen Stadt Santa Clara. Es sei an der Zeit für Demokratie und Meinungsfreiheit in . Der Sacharow-Preis sei weniger für ihn persönlich als für "das kubanische Volk, das in den letzten 50 Jahren gekämpft hat, um aus dieser Diktatur zu kommen", fügte Fariñas hinzu.
Parlamentspräsident Buzek würdigte den Dissidenten als "Hoffnungsträger für alle, die sich für Freiheit, und Demokratie einsetzen". Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass Fariñas für die am 15. Dezember in Straßburg geplante Preisverleihung eine Ausreisegenehmigung erhält.
Fariñas ist 48 Jahre alt und Vater einer kleinen Tochter. Nach 23 Hungerstreiks ist er gesundheitlich schwer angeschlagen. Erst im Sommer beendete er nach 135 Tagen seinen bisher letzten Hungerstreik, mit dem er die Freilassung von 52 politischen Häftlingen aus kubanischen Gefängnissen durchsetzte. Mit früheren Aktionen hatte er unter anderem gegen Korruption und Unterdrückung der Meinungsfreiheit protestiert. Vor vier Jahren verweigerte er die Nahrungsaufnahme, um einen freien Zugang der Kubaner zum Internet zu erzwingen - was ihm aber nicht gelang.
Der renommierte Sacharow-Preis geht bereits zum dritten Mal an Dissidenten aus Kuba. 2002 zeichnete das Europaparlament den Regierungskritiker Oswaldo Paya aus und drei Jahre später die "Damen in Weiß", Angehörige von politischen Gefangenen, die unermüdlich mit Demonstrationen für die Freilassung der Häftlinge eintreten. Ihnen verweigerte Kuba damals die Ausreise zur Preisverleihung in Straßburg.
Der mit 50.000 Euro dotierte und nach dem sowjetischen Dissidenten benannte Preis wird seit 1988 an Menschen und Organisationen verliehen, die sich besonders mutig für Menschenrechte und Meinungsfreiheit einsetzen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderen der Apartheids-Gegner und spätere Staatschef von Südafrika, Nelson Mandela, die Leitfigur des Prager Frühlings, Alexander Dubcek, die birmanische Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi und der inhaftierte chinesische Bürgerrechtsaktivist Hu Jia. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die russische Menschenrechtsorganisation "Memorial".
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Fidel und Raúl Castro winken von einem Poster, das ein Schulkind in Havanna hält. Seit mehr als 50 Jahren herrschen die Brüder in Kuba.
Raúl Castro übernahm vor vier Jahren die Amtsgeschäfte von Fidel - die Bürger hofften auf mehr Demokratie und mehr Reformen. Doch viele sind enttäuscht, die Unzufriedenheit wächst. Die Menschenrechte werden auch unter Raúl massiv verletzt.
Der Tod des Dissidenten Orlando Zapata Tamayo erschütterte Kuba im Februar 2010. Mit einem Hungerstreik wehrte er sich gegen die Haftbedingungen in dem Land. Mehr als zwei Monate hielt er durch.
Doch im Februar starb Zapata. Kubanische Dissidenten und Menschenrechtler in der ganzen Welt waren entsetzt.
Auch der Regierungskritiker Guillermo Fariñas protestierte gegen den Tod Zapatas - und gegen die Inhaftierung vieler weiterer Dissidenten. Auch er verweigerte fortan die Nahrung, schwebte nach Angaben der Ärzte wegen eines Blutgerinnsels in der Halsschlagader in Lebensgefahr.
135 Tage war Fariñas im Hungerstreik. Erst nachdem die kubanische Führung Anfang Juli ankündigte, 52 politische Häftlinge freizulassen, beendete er den Hungerstreik.
Auch sie kämpften für die Freilassung der Gefangenen: Die "Damas de Blanco", die "Damen in Weiß". Sie sind Mütter und Frauen der 52 politischen Gefangen. Jeden Sonntag zogen sie nach der Messe durch das Zentrum von Havanna, um zu protestieren.
Laura Pollan ist seit Jahren Sprecherin der "Damen in Weiß": Sie sieht Kuba nun an einem Wendepunkt.
Die Freilassung kam auf Vermittlung der Kirche und Spaniens zustande - auf dem Bild sind unter anderem Spaniens Außenminister Miguel Ángel Moratinos (M.) und der kubanische Kardinal Jaime Ortega y Alamino zu sehen.
"In Kuba beginnt eine neue Etappe", sagte Minister Moratinos in Havanna.
Bereits im Juni wurden einige Dissidenten freigelassen, darunter der Mediziner Darsi Ferrer - der seine Rührung auf diesem Bild nicht verbergen kann.
"Die Freilassung der politischen Häftlinge ist ein ganz wichtiger Schritt und ein Erfolg für die Opposition", sagt Bert Hoffman vom German Institute of Global and Area Studies in Hamburg, "aber sie ist nicht das Signal für einen Regimewandel in Kuba. Die Regierung ist erpicht darauf, ihre Macht zu erhalten."
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