In Russland inhaftiert Sacharow-Preis geht an ukrainischen Filmemacher Oleh Senzow

Oleh Senzow
Foto: SERGEY PIVOVAROV/ REUTERSDer in Russland inhaftierte ukrainische Filmemacher Oleh Senzow erhält den diesjährigen Sacharow-Preis des Europaparlaments. Das teilten verschiedene Fraktionen des Parlaments mit. Senzow war von der Fraktion der christdemokratischen Europäischen Volkspartei (EVP) vorgeschlagen worden, der größten Gruppe im Europaparlament.
Senzow ist nach einem mehrmonatigen Hungerstreik in einer Strafkolonie in Sibirien gesundheitlich so angeschlagen, dass er in Lebensgefahr schwebt. Mit der Protestaktion wolle er erreichen, dass alle in Russland inhaftierten "politischen Gefangenen aus der Ukraine" freigelassen werden, schrieb der Filmemacher in einem Brief.
Senzow wurde im Mai 2014 festgenommen, nachdem er öffentlich gegen die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland protestiert hatte. Anschließend wurde er in einem international kritisierten Prozess wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Organisation zu 20 Jahren Haft verurteilt.
Flüchtlingshelfer waren ebenfalls unter den Nominierten
Im Rennen um den Preis waren auch mehrere Hilfsorganisationen, die im Mittelmeer Flüchtlinge retten sowie der ebenfalls inhaftierte marokkanische Menschenrechtsaktivist Nassar Zefzafi. Mit dem Sacharow-Preis zeichnet das Europaparlament seit 1988 Menschen oder Organisationen aus, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Der Preis ist nach dem verstorbenen russischen Dissidenten und Physiker Andrej Sacharow benannt und mit 50.000 Euro dotiert.
Die Kandidaten können von den EU-Abgeordneten vorgeschlagen werden, die Chefs der Fraktionen einigen sich schließlich auf den Sieger. Die Preisverleihung ist am 12. Dezember in Straßburg geplant. Dass Russland den inhaftierten Preisträger dazu ausreisen lässt, gilt als unwahrscheinlich.
Im vergangenen Jahr hatte die venezolanische Opposition die Auszeichnung erhalten, nachdem sie bereits 2015 erstmals nominiert gewesen war. Unter den früheren Preisträgern waren der saudi-arabische Blogger Raif Badawi, der frühere südafrikanische Präsident Nelson Mandela, der Vater des Prager Frühlings, Alexander Dubcek, sowie die jesidische Aktivistin Nadia Murad und der kongolesische Gynäkologe Denis Mukwege. Murad und Mukwege erhielten für ihr Engagement gegen sexuelle Gewalt Anfang Oktober auch den diesjährigen Friedensnobelpreis.