Ehemaliger irakischer General al-Duri (Archivbild): Gegen den gemeinsamen Feind
Foto: epa Haider/ picture-alliance/ dpa/dpawebBerlin - Als Mossul an die Islamisten fiel, war die Welt entsetzt. Nur Saddam Husseins Tochter Raghad jubelte aus dem jordanischen Exil: "Diese Siege sind den Kämpfern meines Vaters zu verdanken und Onkel Issat al-Duri", sagte sie der arabischen Zeitung "al-Kuds".
Issat Ibrahim al-Duri, 71, war einst rechte Hand von Saddam Hussein und ist noch immer Chef dessen inzwischen verbotener Baath-Partei. Der Militär ist alles andere als ein gläubiger Eiferer, sondern eher säkular und nationalistisch geprägt.
Doch offenbar ist der Mann nicht wählerisch bei der Auswahl seiner Freunde und hat gegen Bagdad ein Bündnis mit den Dschihadisten von Isis (Islamischer Staat in Irak und in Syrien) geschlossen. Ein einst hochrangiger Offizier unter Saddam Hussein sagte der "New York Times", dass Duri den Feldzug von Isis seit zwei Jahren geplant habe.
Der Pate eines Mafiosi-Netzwerk aus der Zeit Saddam Husseins
Als "Paten der überlebenden Baath-Mafiosi" bezeichnete der Irak-Experte Michael Knights vom konservativen amerikanischen Think-Tank "Washington Institute for Near East Policy" Duri. Er sei der wichtigste Überlebende eines gestürzten Systems, in dessen Zentrum Saddam Hussein und seine Baath-Einheitspartei gestanden hatten.
Duri hatte Saddam Hussein schon 1968 bei dessen Putsch unterstützt. Im Irak wird er auch als "Eismann" bezeichnet, allerdings nicht wegen seiner Grausamkeit, sondern weil sein Vater in Tikrit Eisverkäufer gewesen war - wie Hussein stammt Duri aus Tikrit.
Er steht auf der Fahndungsliste der USA weit oben: Im Kartenspiel der 55 meistgesuchten Iraker, das die Amerikaner herausgaben, zierte Duris Gesicht die Königskarte. Zehn Millionen Dollar waren auf ihn ausgesetzt. Dutzende Male hieß es schon, der Rothaarige sei getötet oder verhaftet worden - doch immer wieder taucht er auf. Er findet vor allem unter Sunniten Gehör, der Glaubensrichtung, der auch Saddam Hussein angehörte. Der schiitische Regierungschef Nuri al-Maliki hat es nicht verstanden, die Sunniten in den neuen Irak einzubinden. Viele von ihnen fühlen sich diskriminiert.
Einflussgebiet der Isis in Irak und Syrien
Foto: SPIEGEL ONLINEEin Video von 2013 zeigt Duri in seiner alten Uniform aus Baath-Zeiten am Schreibtisch, hinter sich die alte irakische Flagge Saddam Husseins, sowie stramm stehende Gefolgsmänner ebenfalls in den alten Uniformen. Mit schwacher, hoher Stimme ruft Duri zum Aufstand aller Iraker, "Nationalisten wie Islamisten", gegen das "persische" Regime auf. So nennt er die Regierung von Maliki wegen ihrer guten Beziehungen zu Teheran. Ideologische Unterschiede seien erst einmal unwichtig, es gehe schließlich gegen einen gemeinsamen Feind.
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Terroristen mit reichlich finanziellem Spielraum: Isis (Islamischer Staat im Irak und in Syrien) haben in den vergangenen Tagen nicht nur große Gebiete im Irak in ihre Gewalt gebracht - sondern auch erhebliche Geldsummen sowie Sachwerte erbeutet.
Allein in der vergangenen Woche sollen den Islamisten in Mossul und Umgebung Geld, Gold und andere Vermögenswerte in Höhe von einer Milliarde Euro in die Hände gefallen sein. Hier ein Bild von einem Propagandavideo der Dschihadisten vom 8. Juni.
Kämpfer von Isis im Nordirak: Im Durcheinander Syriens und des westlichen Irak hat es Isis geschafft, ein beeindruckendes Handelsimperium aufzubauen.
Propaganda-Foto aus dem Internet: Im Nordosten Syriens besitzt die Gruppe unter anderem Ölfelder und will nun offenbar auch Raffinerien im Irak unter ihre Kontrolle bringen. Die Radikalen verkaufen über Pipelines Erdgas und Erdöl an das syrische Regime.
Ebenfalls eine lukrative Einnahmequelle: Die Islamisten entführt am liebsten Entwicklungshelfer, Journalisten oder Geschäftsleute aus dem Westen - denn die bringen das meiste Geld. Nach monatelanger Geiselhaft kamen in diesem Jahr eine Gruppe Franzosen und eine aus Spaniern frei. Französischen und spanischen Medienberichten zufolge flossen jedes Mal mehrere Millionen Euro.
Fluchtwelle: Wer kann, verlässt die von Isis eroberten Gebiete. Zehntausende haben deshalb ihre Heimat verlassen.
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