Verfahren gegen Ex-Präsident Sarkozy nennt Justiz "skandalös"

Frankreichs Ex-Präsident geht in die Offensive: Nicolas Sarkozy wehrt sich gegen das Ermittlungsverfahren, wirft der Justiz ein "skandalöses" Verhalten vor. Parteifreunde attackieren die Behörden.
Ex-Präsident Nicolas Sarkozy: "Ungerecht und übertrieben"

Ex-Präsident Nicolas Sarkozy: "Ungerecht und übertrieben"

Foto: ? Benoit Tessier / Reuters/ REUTERS

Bordeaux/Paris - Es ist ein schwerer Rückschlag für den ehemaligen französischen Staatschef Nicolas Sarkozy. In der Korruptionsaffäre um L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt ist gegen ihn ein Verfahren eingeleitet worden - was das mögliche politische Comeback des Politikers der konservativen UMP erschweren dürfte. Deshalb setzt der 58-Jährige sich nun zur Wehr. Er nennt seine Behandlung durch die Justiz "skandalös".

Über seinen Anwalt Thierry Herzog ließ er mitteilen: "Nicolas Sarkozy ist immer kämpferisch, aber gleichzeitig hat er die Behandlungsweise, der er ausgesetzt wurde, als skandalös angesehen." Im Gespräch mit RTL zog der Jurist auch die Unparteilichkeit des Untersuchungsrichters Jean-Michel Gentil in Zweifel. Dieser hatte das Verfahren gegen Sarkozy in Zusammenhang mit dem Verdacht der illegalen Wahlkampffinanzierung eröffnet.

"Ungerechte" Entscheidung

Herzog warf die Frage auf, ob der Richter ebenso nach belastenden wie entlastenden Beweisen gesucht habe. "Wir werden sehen, was das Berufungsgericht in Bordeaux dazu sagt", unterstrich der Anwalt, der bereits eine Beschwerde gegen die "ungerechte" Entscheidung zur Eröffnung des Ermittlungsverfahrens angekündigt hat.

Der Untersuchungsrichter Gentil wirft dem ehemaligen Staatschef vor, er habe während seines Wahlkampfs 2007 die körperliche und geistige Schwäche der heute dementen Bettencourt ausgenutzt. Sarkozy soll die kranke Milliardenerbin des Kosmetikkonzerns L'Oréal um erhebliche Geldbeträge zur Finanzierung seiner Kampagne gebracht haben. Deshalb hatte der Richter am Donnerstag nach mehrstündiger Anhörung Anklage gegen den Ex-Präsidenten erhoben.

Sarkozys Parteifreunde attackieren Richter

Nicht nur Sarkozys Anwalt griff am Freitag die Ermittlungsbehörden an - auch Parteifreunde sprangen dem ehemaligen Staatschef bei. Der konservative Abgeordnete Henri Guaino warf Richter Gentil im Sender Europe 1 vor, "Schande über die Justiz" gebracht zu haben. "Ich stelle die Art und Weise in Frage, wie er seine Arbeit macht", sagte der einstige Berater Sarkozys im Elysée-Palast weiter. "Ich finde sie unwürdig." Kein "vernünftiger Mensch" in Frankreich könne sich auch nur einen Moment vorstellen, dass Sarkozy die Schwäche der L'Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt ausgenutzt habe, wie es ihm die Justiz vorwirft.

Sarkozys früherer Regierungschef François Fillon bezeichnete die Einleitung des Ermittlungsverfahrens als "ungerecht und übertrieben". "Ich hoffe, dass die Wahrheit triumphieren wird", sagte der konservative Politiker der Nachrichtenagentur AFP.

Die 90 Jahre alte Bettencourt steht inzwischen unter Vormundschaft ihres Enkels Jean-Victor Meyers. Die Milliardärin leidet nach Einschätzung von Ärzten an einer Mischung aus Alzheimer und anderen Demenzformen. Bettencourt verfügt nach Schätzungen über ein Vermögen von fast 20 Milliarden Euro.

Sarkozy war in der Affäre Bettencourt bereits im vergangenen November mehr als zwölf Stunden als mutmaßlicher Mitwisser befragt worden. Seinerzeit hatte der konservative Politiker beteuert, er habe die Erbin nur ein einziges Mal in dem fraglichen Zeitraum besucht. Dieser Darstellung widersprachen mehrere Beschäftigte im Haushalt der alten Dame, darunter eine Krankenschwester und Haushaltshilfen.

heb/AFP
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