Krieg im Jemen USA und Großbritannien unterstützen Saudi-Arabiens Intervention

Saudi-Arabien führt Krieg gegen die Huthi-Rebellen im Jemen, auf die Luftangriffe könnte eine Bodenoffensive folgen. Die Regierungen in Washington und London unterstützen den Kurs des Königshauses, die EU fordert eine friedliche Lösung.
Zerstörungen nahe dem Flughafen in Sanaa: Allianz gegen die Huthis

Zerstörungen nahe dem Flughafen in Sanaa: Allianz gegen die Huthis

Foto: KHALED ABDULLAH/ REUTERS

Ankara/Riad - Saudi-Arabien führt Krieg gegen die Huthi-Rebellen im Jemen - und erhält dafür internationale Unterstützung auch im Westen: Die USA und Großbritannien begrüßten die Offensive. Nach Angaben eines ranghohen US-Diplomaten lobte Außenminister John Kerry in einer Telefonkonferenz mit Ministern der beteiligten Golfstaaten die "Arbeit der Koalition". Die USA unterstützten diese mit der Weitergabe von Geheimdienstinformationen sowie logistischer Hilfe bei Luftangriffen.

Ein einem Statement des britischen Außenministeriums hieß es, man unterstütze die militärische Intervention als Folge des Aufrufes von Präsident Hadi, Jemen mit allen Mitteln und Maßnahmen zu schützen.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hingegen forderte alle Beteiligten auf, Verhandlungen aufzunehmen. "Ich bin überzeugt, dass militärisches Handeln keine Lösung ist", sagte Mogherini. "Zu diesem kritischen Zeitpunkt sollten alle Akteure verantwortlich und konstruktiv darauf hinarbeiten, die Bedingungen für Verhandlungen zu schaffen."

Neben den USA und Großbritannien stellte sich auch die Türkei hinter die von Saudi-Arabien geführte Intervention. Das Außenministerium in Ankara teilte mit, man sei von Saudi-Arabien über den bevorstehenden Angriff informiert worden. Die Türkei fordere die Huthi-Rebellen auf, ihre "Handlungen, die die regionale Stabilität und den regionalen Frieden bedrohen", zu stoppen. Ankara kritisiere alle Versuche der Rebellen, Städte im Jemen einzunehmen.

Die türkische Regierung unter der islamisch-konservativen AKP-Partei treibt seit einigen Jahren mit streng sunnitischem Kurs die Islamisierung des Landes voran. Ankara und Riad scheinen über die gemeinsame Besinnung auf den sunnitischen Islam alte Differenzen beigelegt zu haben. Die Unterstützung passt in das Konzept der Mächtigen in Ankara, den sunnitischen Islam in der Region zu stärken und die von Iran unterstützten Schiiten zu bekämpfen.

Saudi-arabischer Botschafter droht mit Bodenoffensive

In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa wurden nach Berichten von Anwohnern am Donnerstag der zivile Flughafen und der Luftwaffenstützpunkt Dulaimi angriffen. Dem Huthi-Sender Al-Massira zufolge gab es Dutzende Opfer in Wohngebieten. Der TV-Sender rief medizinisches Personal auf, sich sofort in den Krankenhäusern zu melden. Auch im Grenzgebiet sollen Kampflugzeuge Huthi-Stellungen angegriffen haben. Wegen der Offensive wurden die jemenitischen Seehäfen und die Flughäfen im Süden Saudi-Arabiens geschlossen.

Der saudi-arabische Botschafter in den USA, Adel al-Dschubeir, erklärte, die Militäraktion habe mit Luftangriffen begonnen, könne aber ausgeweitet werden. Saudi-Arabien begründete die Einsätze mit dem Schutz der legitimen Regierung im Jemen und schloss nach Angaben aus Regierungskreisen den Einsatz von Bodentruppen nicht aus.

Karte des Jemen: Das Land zerfällt

Karte des Jemen: Das Land zerfällt

Foto: SPIEGEL ONLINE

Riad hatte die Luftangriffe gestartet , nachdem die Huthi-Miliz den jemenitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansour Hadi aus dem Amt gedrängt hatten. Die Rebellen haben in den vergangenen Monaten den überwiegenden Teil des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht.

Kampf um die Vormachtstellung zwischen Riad und Teheran

Insgesamt wurden nach Angaben aus Riad 150.000 Soldaten sowie hundert Kampfflugzeuge mobilisiert. Ägypten, Marokko, Jordanien, der Sudan, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Bahrain stellten nach einem Bericht des saudi-arabischen Senders al-Arabiya Flugzeuge zur Verfügung. Ägypten, Pakistan, Jordanien und der Sudan seien zudem bereit, sich auch an einer Bodenoffensive zu beteiligen, hieß es.

Ägypten entsandte Meldungen zufolge auch vier Kriegsschiffe in den Golf von Aden. Durch die Gewässer vor Jemen wird ein Großteil der weltweiten Ölversorgung transportiert. An den Börsen sorgte die Eskalation für Verunsicherung.

Die Offensive richtet sich auch gegen Iran, der die schiitischen Huthi-Milizen unterstützen soll. Die Führung in Teheran erklärte bislang, der Miliz weder finanziell noch militärisch zu helfen. Saudi-Arabien ringt mit Teheran um die Vormachtstellung in der Region.

Eine Reaktion aus Teheran auf die Luftangriffe folgte prompt: Iran forderte Saudi-Arabien auf, die Angriffe sofort einzustellen. "Wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Krise im Jemen unter Kontrolle zu bringen", warnte Irans Außenminister Mohamed Dschawad Sarif nach einer Meldung der iranischen Studenten-Nachrichtenagentur.

Die Gewalt zwischen Anhängern Hadis und den schiitischen Huthi-Rebellen ging derweil im Süden des Landes unvermindert weiter. Bei den Kämpfen in der Provinzhauptstadt Al-Huta seien mindestens 18 Menschen getötet worden, sagte ein örtlicher Behördenvertreter. Die Huthis, die am Vortag den nördlichen Stadtrand erreicht hatten, drangen nach seinen Angaben weiter in Richtung Zentrum vor.


Zusammengefasst: Das sunnitische Königshaus in Saudi-Arabien hat Luftangriffe auf schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen gestartet - und droht auch mit einer Bodenoffensive. Unterstützt wird Riad bei dem Einsatz von mehreren anderen arabischen Staaten - zudem begrüßten Washington, London und Ankara den Einsatz. Bei dem Konflikt geht es auch um den Kampf um die regionale Vorherrschaft zwischen Saudi-Arabien und Iran, der die Huthi-Miliz unterstützen soll.

kaz/anr/AFP/Reuters/AP
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