Saudi-Arabiens König Salman (Archiv)
Foto: Alex Brandon/ APSaudi-Arabiens König Salman hat zentrale Köpfe in seinem Kabinett ausgetauscht und zugleich die Kontrolle von Kronprinz Mohammed bin Salman über den Sicherheitsapparat des Landes gestärkt. Wie aus einem über staatliche Medien verbreiteten königlichen Dekret hervorgeht, verloren in der Nacht zum Sonntag zahlreiche Prinzen, Minister und ranghohe Militärs ihre Posten.
Unter anderem seien der Minister für die Nationalgarde, Prinz Moteib bin Abdullah, Wirtschaftsminister Adel al-Fakieh und der Kommandeur der Marine, Abdullah al-Sultan, von ihren Aufgaben entbunden worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SPA. In einer offiziellen Erklärung hieß es, "einige schwache Seelen" hätten ihre Interessen über die Interessen der Öffentlichkeit gestellt, "um illegal Gelder anzuhäufen".
Zugleich wurde offiziell ein Anti-Korruptions-Komitee unter der Führung von Mohammed bin Salman ins Leben gerufen. Dieser erhielt umfangreiche Befugnisse. So kann das Komitee Ermittlungen einleiten, Haftbefehle erlassen sowie Reiseeinschränkungen und das Einfrieren von Vermögenswerten anordnen.
Der arabische Nachrichtenkanal Al-Arabija berichtete derweil, dass elf Prinzen, vier amtierende Minister sowie mehrere Dutzend ehemalige Minister festgenommen worden seien. Sie seien auf Anordnung des Anti-Korruptions-Komitees festgesetzt worden. Unter den Festgenommenen soll auch der Milliardär Prinz Al-Walid bin Talal sein, der ein weltweites Geschäftsimperium führt. Bereits im September hatten die Behörden des Königreichs rund zwei Dutzend Menschen festgenommen, darunter einflussreiche Geistliche.
Kronprinz Mohammed bin Salman, der erst im Juni von seinem Vater Salman zum Thronfolger ernannt worden war und bereits Verteidigungsminister ist, gilt als treibende Kraft hinter den Personalentscheidungen in der Monarchie. Wirtschaftsminister Adel al-Fakieh wurde durch seinen Stellvertreter Mohammed al-Tuwaidschri ersetzt.
Neuer Minister der Nationalgarde wurde Chaled bin Ajjaf. Sein Vorgänger Prinz Moteib bin Abdullah war der Lieblingssohn des verstorbenen Königs Abdullah. Lange galt er als führender Anwärter auf den Thron. Er war der letzte Vertreter des Abdullah-Zweigs der königlichen Familie, der noch einen höheren Posten in Saudi-Arabiens Machtgefüge innehatte.
Der neue Kronprinz hatte bereits nach seiner Ernennung im Sommer einen Modernisierungskurs angekündigt. Ende Oktober stellte er bei einem Wirtschaftsforum eine Abkehr seines Landes von ultrakonservativen Religionsprinzipien in Aussicht.
Saudi-Arabien wird vom Wahhabismus geprägt, einer besonders strengen und traditionellen Lesart des Islam. Das Herrscherhaus der al-Saud hatte bereits Mitte des 18. Jahrhunderts ein Bündnis mit wahhabitischen Religionsgelehrten geschlossen, das bis heute Bestand hat und den Gelehrten weitreichenden Einfluss auf Religions- und Lebenspraxis in Saudi-Arabien gewährt.
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Mohammed bin Salman ist der neue Kronprinz von Saudi-Arabien. Sein Vater Salman hat ihm im Juni diesen Titel verliehen.
Der greise Monarch, hier in der Mitte des Bildes zu sehen, soll gesundheitlich angeschlagen sein. Sein 32-jähriger Sohn wird das Land nun noch mehr führen, als er das aufgrund seiner vielen Ämter bislang ohnehin schon getan hat. Der bisherige Kronprinz, Mohammed bin Naif (rechts), wurde entmachtet und verlor infolge der saudischen Familienrochade auch sein Amt als Innenminister.
Hier küsst der neu ernannte Kronprinz die Hand von Mohammed bin Naif - seinem Vorgänger als Kronprinz.
König Salman und sein Sohn Mohammed wollen die hegemoniale Stellung ihres Landes in der Region weiter ausbauen.
Mohammed bin Salman (hier 2015 beim Besuch auf einem US-Flugzeugträger) ist bislang Verteidigungsminister von Saudi-Arabien. In dieser Funktion ist er die treibende Kraft hinter der Militärintervention im Bürgerkriegsland Jemen.
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