Krieg in Syrien Panzerfäuste aus Saudi-Arabien gingen offenbar an Radikale

Landen Waffen für syrische Rebellen bei militanten Islamisten? Twitter-Bilder legen das nahe. Demnach kämpfen die Radikalen mit Panzerfäusten und Granatwerfen aus einer saudi-arabischen Lieferung im Nachbarstaat Irak.
Radikalislamisten im Irak: Bei ihnen sind offenbar Waffen aus einer saudischen Lieferung angekommen

Radikalislamisten im Irak: Bei ihnen sind offenbar Waffen aus einer saudischen Lieferung angekommen

Foto: AP/ militant website

Berlin/Bagdad - Kriegsgerät aus einer saudi-arabischen Lieferung an Syriens Rebellen ist offenbar bei irakischen Radikalislamisten angekommen. Sie werden angeblich gegen die irakische Zentralregierung eingesetzt. Dies berichtet  der Blogger Eliot Higgins, der mit seiner akribischen Auswertung von YouTube-Videos aus Syrien bekannt wurde. Er hatte 2013 in Zusammenarbeit mit der "New York Times" die saudi-arabische Waffenlieferung an Syriens Rebellen aufgedeckt.

Nun hat er zahlreiche Twitter-Fotos analysiert - und darauf die verdächtigen Waffen ausgemacht. Eingesetzt wird das Kriegsgerät unter anderem von der Miliz "Islamischer Staat in Syrien und Irak" (Isis). Sie gilt als eine der brutalsten Gruppen der Region, aber auch als eine der zahlungskräftigsten. Auf den Bildern ist unter anderem ein mutmaßlicher Isis-Kämpfer zu sehen, der mit einer der Waffen auf Fahrzeuge der irakischen Armee feuert.

Ob syrische Rebellen die Waffen weiterverkauft haben oder die Radikalen diese erbeuteten, ist unklar. Zwischen syrischen Rebellengruppen und den Isis-Kämpfern kommt es immer wieder zu Gefechten.

Schon mehrmals wurden Waffen aus der saudi-arabischen Lieferung bei radikalislamistischen Gruppen in Syrien entdeckt. Dass diese nun aber von der extremen Isis-Miliz eingesetzt werden und gegen die irakische Regierung, die mit den USA verbündet ist, war bisher nicht bekannt.

Westen denkt wieder über Waffenlieferungen nach

Bei den Waffen handelt es sich um Granatwerfer und Panzerfäuste. Ursprünglich stammen sie aus Kroatien. Sie wurden von den Saudis eingekauft und mit Hilfe der USA und anderer westlicher Regierungen Anfang 2013 an moderate syrische Rebellengruppen geliefert. Die syrische Armee benutzt hauptsächlich Waffen aus sowjetischer und russischer Lieferung, weshalb sich die Spur der Waffen kroatischer beziehungsweise teils jugoslawischer Bauart gut verfolgen lässt.

Der Westen zögert bisher mit Waffenlieferungen an Syriens Rebellen. Denn das Risiko wird als sehr hoch eingeschätzt, dass sie in die falschen Hände geraten könnten. Bisher wurden mit westlicher Unterstützung daher wenig Waffen geliefert. Und wenn, dann hauptsächlich leichtes Gerät wie Kalaschnikows und Panzerfäuste, während die Rebellen vor allem tragbare Flugabwehrraketen fordern.

Nach dem Scheitern der syrischen Friedensverhandlungen in Genf wird allerdings wieder darüber nachgedacht, die verbliebenen moderaten Rebellengruppen Syriens doch noch stärker zu unterstützen. Ihr Einfluss hat im vergangenen Jahr rasant abgenommen, vor allem im Vergleich mit radikaleren Gruppen.

Isis versucht derzeit, in der Grenzregion zwischen Irak und Syrien einen Gottesstaat zu errichten. Auf syrischer Seite hat Isis zuletzt schwere Niederlagen gegen syrische Rebellengruppen erlitten und musste sich - zumindest vorerst - aus manchen syrischen Ortschaften und Städten wieder zurückziehen. Im Westen wird Isis auch deshalb mit großer Sorge betrachtet, weil in den Reihen der Miliz zahlreiche Ausländer, auch Deutsche, kämpfen.

ras
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