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Proteste in Dublin: Zehntausende wehren sich gegen hohe Wassergebühren

Foto: Peter Morrison/ AP/dpa

Massenprotest gegen Sparpolitik Irlands Wasserwut

Weil Irland seit der Finanzkrise rigide spart, sollen die Bürger ab 2015 Wassergebühren zahlen. Im Massenprotest gegen die neue Belastung entlädt sich nun der Frust der Iren über die Zumutungen des Krisenmanagements.

Dublin - Zehntausende Iren haben gegen Pläne für neue Wassergebühren protestiert. Allein im Zentrum der Hauptstadt Dublin gingen am Samstag 20.000 Menschen auf die Straßen. Landesweit waren es nach Schätzungen des staatlichen Rundfunksenders RTE etwa 120.000. Es ist der größte öffentliche Protest gegen die Sparpolitik der Regierung seit Irlands Rettung vor der Staatspleite durch EU und Internationalen Währungsfonds (IWF) vor vier Jahren.

Die Wassergebühren gehören zu Sparmaßnahmen, zu denen sich die Regierung im Gegenzug für die internationale Finanzhilfe verpflichtet hatte. Bisher wurde die Wasserversorgung durch Steuern finanziert. Mit den neuen Gebühren wird ein Durchschnittshaushalt nun wahrscheinlich zwischen 200 und 400 Euro im Jahr bezahlen müssen. Ausnahmen soll es zwar geben. Aber ganz fallen lassen wird die Regierung ihre Pläne wohl kaum. Ministerpräsident Enda Kenny kündigte nun an, dass alle Unklarheiten über die finanziellen Belastungen bald beseitigt würden.

Die Iren hatten härtere Einschnitte jahrelang vergleichsweise gelassen hingenommen. Irland-Kennern zufolge entlädt sich mit den Protesten gegen die Wassergebühren nun eine aufgestaute Wut. Zumal die Gebühren in den vergangenen Monaten das dominierende Thema in den Medien waren. Aber auch andere Belastungen für die Verbraucher sowie die fast täglichen Enthüllungen über hohe Gehälter und Bonuszahlungen für Manager wurden immer wieder thematisiert. In der Gunst der Bevölkerung fiel Kennys Mitte-rechts-Partei Fine Gael der jüngsten Umfrage zufolge deutlich hinter die linke Oppositionspartei Sinn Fein zurück.

Der Aufschwung kommt bei den Menschen nicht an

Irland war 2010 tief in die Schuldenkrise gerutscht, weil die Regierung marode Banken retten musste. Im vergangenen Jahr konnte das Land als erster der Euro-Krisenstaaten das Hilfsprogramm von EU und IWF wieder verlassen. Im Mai 2014 gab die Regierung bekannt, sie wolle einen Teil der Darlehen früher als geplant zurückzahlen. Irland könne sich günstig Geld leihen und so die Kosten verringern, sagte Wirtschaftsminister Richard Bruton am Freitag. "Das wäre auf jeden Fall attraktiv."

Dieses Jahr erwartet Irland ein Wirtschaftswachstum von fast fünf Prozent. Das Land gilt als Musterbeispiel für die Überwindung der Schuldenkrise.

Viele Iren beklagen aber, dass der Aufschwung bei ihnen nicht ankomme. "Es geht nicht nur um Wasser. Es geht um die vergangenen fünf Jahre", sagte ein 55-jähriger Schildermaler. Er habe sein Auto abschaffen und seine Lebens- und Krankenversicherung kündigen müssen. In diesem Jahr habe er nachdenken müssen, ob er sich neue Schuhe kaufen könne. "So weit sind wir gekommen. Das Maß ist voll."

hei/Reuters
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