EU-Kompromiss
Deutschland nimmt ein Drittel der "Sea-Watch 3"-Flüchtlinge auf
Nach langem Hin und Her: Mehrere EU-Staaten haben sich nach SPIEGEL-Informationen darauf geeinigt, die von der privaten Organisation Sea Watch im Mittelmeer geretteten 40 Flüchtlinge aufzunehmen.
Flüchtlinge der "Sea-Watch 3" nach dem Landgang auf Lampedusa am Sonntag
Foto: Anaelle Le Bouedec/ AFP
Nach SPIEGEL-Informationen will Deutschland mit mehr als einem Dutzend Menschen rund ein Drittel der Flüchtlinge aufnehmen. Daneben haben bisher Frankreich, Finnland, Portugal und Luxemburg Bereitschaft signalisiert. EU-Diplomaten zeigten sich zuversichtlich, dass es noch heute eine Lösung geben werde.
Deutschland hatte sehr früh signalisiert, dass man zur Aufnahme eines Teils der Flüchtlingsgruppe bereit sei. Voraussetzung des von Horst Seehofer geführten Innenressorts war es jedoch stets, dass es eine sogenannte europäische Lösung gibt. Damit ist die Verteilung der Menschen auf mehrere EU-Staaten gemeint.
Folglich wurde in den vergangenen Tagen hektisch verhandelt. Italien weigert sich seit Monaten, Menschen von privaten Rettungsschiffen aufzunehmen. In der Vergangenheit gab es deswegen immer wieder Verhandlungen zur Verteilung von doch in Italien angelandeten Flüchtlingen.
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Carola Rackete: Die Odyssee der "Sea-Watch 3"
Die "Sea Watch 3" hatte die Flüchtlinge bereits vor Tagen im Mittelmeer gerettet, dann allerdings wurde ihr von Italien das Anlaufen eines Hafens verweigert. Am Ende entschied sich Kapitänin Carola Rackete dazu, trotzdem in Lampedusa einzulaufen, da es den Menschen an Bord immer schlechter ging.
Die italienische Staatsanwaltschaft wirft der 31-Jährigen nun Widerstand gegen ein Militärschiff und Vollstreckungsbeamte vor, da sie ein Boot der Küstenwache abgedrängt hatte. Zudem wird wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung gegen die Kapitänin ermittelt. Im schlimmsten Fall droht ihr eine Haftstrafe. Rackete wurde festgenommen und auf Sizilien unter Hausarrest gestellt.
7 BilderCarola Rackete: Die Odyssee der "Sea-Watch 3"
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Carola Rackete an Bord der "Sea-Watch 3": Mit einem beispiellosen Manöver hat die deutsche Kapitänin die offene Konfrontation mit Italien gewagt.
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Trotz eines Verbots steuerte Rackete ihr Rettungsschiff mit im Mittelmeer geretteten Migranten in den Hafen der sizilianischen Insel Lampedusa.
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Sie wurde festgenommen. Auf Rackete kommt eine Geldstrafe zu, im schlimmsten Fall Haft.
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Die Migranten indes konnten nach einer mehr als zwei Wochen dauernden Odyssee auf dem Mittelmeer endlich an Land gehen.
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Die Reaktionen auf Racketes Verhaftung reichten von Solidarität bis Empörung. Die Fernsehmoderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf riefen zu Spenden für die Seenotretter auf.
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kritisierte Italiens Umgang mit der Kapitänin scharf. "Italien ist Gründungsstaat der Europäischen Union", sagte er dem ZDF. "Deshalb dürfen wir erwarten, dass man mit einem solchen Fall anders umgeht."
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Der italienische Innenminister Matteo Salvini bezeichnete Racketes Verhalten indes als kriminell.
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Die Reaktionen auf Racketes Verhaftung reichten von Solidarität bis Empörung. Die Fernsehmoderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf riefen zu Spenden für die Seenotretter auf.