

Peking - Vor der japanischen Botschaft in Peking ist es am Samstag zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Tausende Menschen protestierten dort gegen die ihrer Ansicht nach unrechtmäßige japanische Besetzung einer Inselgruppe im Ostchinesischen Meer.
Demonstranten warfen Steine und Flaschen auf die Vertretung, japanische Flaggen wurden verbrannt und Japan-feindliche Parolen skandiert. Als einige Teilnehmer der Kundgebung die Absperrungen um die Botschaft durchbrachen, wurden sie von der mit Schutzschilden und Schlagstöcken ausgerüsteten Bereitschaftspolizei zurückgedrängt. Die Polizei riegelte die Botschaft und die umliegenden Straßen ab.
In Shanghai waren die Straßen zum japanischen Konsulat abgesperrt. Hunderte Polizisten ließen allerdings kleinere Gruppen von Demonstranten passieren. Laut der chinesischen Webseite "ifeng.com" gab es in mindestens 19 chinesischen Städten Proteste, darunter in Guangzhou, Chongqing und Nanjing. Danach zerstörten Demonstranten in Xian japanische Autos und Geschäfte.
Die japanische Botschaft in Peking hat auf ihrer Webseite Warnhinweise für Japaner in China herausgegeben. Darin rät sie ihren Landsleuten gegenwärtig davon ab, in der Öffentlichkeit laut Japanisch zu sprechen oder alleine ein Taxi zu benutzen. Sushi-Restaurants in der Nähe der japanischen Botschaft in Peking versuchten sich am Samstag mit chinesischen Fahnen gegen Übergriffe zu schützen.
Neue Spannungen nach Kauf durch Japan
Die umstrittene Inselgruppe, die in China Diaoyu und in Japan Senkaku heißt, liegt rund 200 Kilometer von Taiwan und rund 2000 Kilometer von Tokio entfernt. Vier der fünf Inseln waren bislang in japanischem Privatbesitz, eine gehört der Stadt Tokio. Vor einigen Tagen hat die japanische Regierung drei Inseln der Familie Kurihara für umgerechnet 21 Millionen Euro abgekauft.
Japan kontrolliert die Inseln seit 40 Jahren, nachdem sie von den USA, die sie im Zweiten Weltkrieg erobert hatten, aufgegeben worden waren. Beansprucht werden die Inseln aber auch von China und Taiwan. Die Inselgruppe ist von strategisch wichtiger Bedeutung, zudem werden auf dem Meeresboden Öl- und Gasvorkommen vermutet und die Gewässer haben größere Fischbestände.
Seit Wochen nehmen die Spannungen zwischen Japan und China wegen der Inseln zu. Nach dem Kauf erlebten sie einen neuen Höhepunkt und China schickte am Freitag sechs Patrouillenboote zu dem Archipel. China hatte Japan gewarnt, ein Kauf der Inseln werde als Affront betrachtet und Konsequenzen haben.
Während Japans Regierung von einem "beispiellosen Vorfall" sprach, erklärte China, seine Interessen vor Ort verfolgen zu wollen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen brach der japanische Außenminister einen Besuch in Australien ab und kehrte nach Tokio zurück. Inzwischen hat auch Taiwan zwei Patrouillenboote zu dem Archipel entsandt.
Im Jahr 2010 hatte die japanische Küstenwache den Kapitän eines chinesischen Fischerboots wegen einer Kollision mit zwei japanischen Patrouillenschiffen nahe der umstrittenen Inseln festgenommen. Daraufhin war es zu einer drastischen Verschlechterung der Beziehungen beider Länder gekommen.
Im August dieses Jahres wies Japan 14 chinesische Aktivisten aus, nachdem einige von ihnen auf einer der Inseln an Land gegangen waren und Flaggen gehisst hatten. Kurze Zeit später landeten zehn Japaner, darunter Lokalpolitiker, ohne nötige Erlaubnis der eigenen Regierung auf derselben Insel.
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Demonstrant vor Japans Botschaft in Peking: Tausende Chinesen sind wütend über den Kauf der Senkaku-Inseln durch die japanische Regierung,...
...das Archipel, im Chinesischen Diaoyu genannt, beanspruchen China, Japan und auch Taiwan jeweils für sich.
Begegnung im Meer: Ein chinesisches und ein japanisches Patrouillenboot fahren nebeneinander her. Nach dem Kauf hat China sechs Militärschiffe zu den Inseln geschickt. Japans Regierung spricht von einem "beispiellosen Vorfall".
Antijapanische Slogans vor der Botschaft: Das Senkaku-Archipel ist von strategisch wichtiger Bedeutung, zudem werden auf dem Meeresboden Öl- und Gasvorkommen vermutet.
Feuer vor der japanischen Botschaft: Die Demonstranten verbrannten japanische Flaggen, warfen mit Steinen und Flaschen...
...und hielten die chinesische Flagge hoch.
Umstrittenes Archipel: Die Inseln liegen rund 200 Kilometer von Taiwan und rund 2000 Kilometer von Tokio entfernt und werden seit 40 Jahren von Japan kontrolliert.
Volkszorn in der Volksrepublik: Die Demonstranten und die Regierung fühlen sich provoziert,...
...chinesische Soldaten müssen die japanische Botschaft schützen.
Mao hoch: Immer wieder sorgt das Archipel für Zorn - im August landeten chinesische Aktivisten auf einer der Inseln,...
...daraufhin hissten japanische Nationalisten dort die japanische Flagge.
Ein japanisches Patrouillenboot kreuzte am Sonntag vor den umstrittenen Senkaku-Inseln im Ostchineischen Meer.
Um einen diplomatischen Konflikt zu vermeiden, untersagte die japanische Regierung den 25 Menschen an Bord, auf den Inseln an Land zu gehen.
Seit 1972 werden die Inseln von Japan verwaltet, Taiwan und China akzeptieren dessen Anspruch jedoch nicht. Dabei geht es bei dem Territorialstreit kaum um die unbewohnten Inseln selbst; die Gegend drumherum ist fischreich, und auf dem Meeresboden werden große Öl- und Gasvorkommen vermutet.
Felsen des Anstoßes: Nicht einmal sechs Quadratkilometer Fläche nehmen die kleinen Inseln im Ostchinesischen Meer ein.
Hauptinsel Uotsuri: Insgesamt gehören fünf Inseln zu der begehrten Gruppe. Derzeit sind die Inseln in Privatbesitz, laut einem Medienbericht will die Tokioter Regierung die Gruppe für umgerechnet 20,5 Millionen Euro erwerben.
Japanische Nationalisten auf Uotsuri: Mitte August erst reisten 150 Aktivisten und Abgeordnete mit Schiffen zu der unbewohnten Inselgruppe. Sie wollten den Anspruch Japans auf die Eilande bekräftigen. Etwa ein Dutzend Aktivisten setzten auf die Insel über und hissten Flaggen, bevor sie das Eiland wieder verließen.
Nur wenige Tage vor dem Besuch der japanischen Aktivisten hatten 14 chinesische Nationalisten eine ähnliche Aktion versucht. Sie wurden jedoch von der japanischen Küstenwache auf einer der Inseln abgefangen und später des Landes verwiesen.