Ultimatum im Fall Skripal Russland droht Großbritannien mit Gegenmaßnahmen

Bald endet das Londoner Ultimatum an Russland, sich zum Fall des vergifteten Ex-Spions Skripal zu äußern. Dann sollen Konsequenzen folgen. Diese würden aber "nicht unbeantwortet" bleiben, sagt Moskau.
Sergej Lawrow

Sergej Lawrow

Foto: Alexander Zemlianichenko/ dpa

Russland hat Großbritannien im Fall des vergifteten Ex-Doppelagenten Sergej Skripal mit Gegenmaßnahmen gedroht, sollte London Sanktionen gegen Moskau verhängen. "Jegliche Drohungen, Russland mit Strafmaßnahmen zu belegen, werden nicht unbeantwortet bleiben", teilte das russische Außenministerium mit. Darauf müsse sich Großbritannien gefasst machen. Die Beziehungen zwischen den beiden Nationen sind derzeit sehr angespannt.

London verdächtigt Moskau, in den Giftanschlag auf Skripal verwickelt zu sein und hat Russland ein Ultimatum gestellt, sich innerhalb von 24 Stunden in dem Fall zu erklären. Andernfalls drohten Konsequenzen. Das Ultimatum läuft am Mittwochmorgen um 1 Uhr MEZ aus. Moskau weist die Anschuldigungen konsequent zurück.

Am 4. März waren der 66 Jahre alte russische Ex-Spion Skripal und seine 33 Jahre alte Tochter Julia in Salisbury südwestlich von London bewusstlos auf einer Parkbank aufgefunden worden. Sie wurden offenbar Opfer eines Attentats mit dem Nervengift Nowitschok und befinden sich weiterhin in einem kritischen Zustand.

Der langjährige Geheimdienstoffizier Skripal war 2006 in Russland wegen Spionage für Großbritannien zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Im Zuge eines Gefangenenaustauschs kam er 2010 nach Großbritannien.

Viel Unterstützung für Großbritannien

London erhält in dem Konflikt unterdessen viel internationale Unterstützung. Laut Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei es an Russland, "rasche Antworten auf die berechtigten Fragen der britischen Regierung zu geben". Das sagte Merkel nach Angaben eines Sprechers in einem Telefonat mit der britischen Premierministerin Theresa May. Die Kanzlerin verurteilte den Anschlag demnach "auf das Schärfste". Diese Worte wählte auch Sigmar Gabriel (SPD).

Der scheidende Außenminister zeigte sich "sehr besorgt". Deutschland stehe solidarisch an der Seite Großbritanniens. "Klar ist: Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Gabriel: "Sollte sich bestätigen, dass Russland dahinter steht, wäre das ein sehr ernster Vorgang."

US-Präsident Donald Trump erklärte, er vermute Moskau hinter dem Giftanschlag. "Für mich sieht es danach aus, dass es Russland gewesen sein könnte", sagte Trump. Sollte sich der Verdacht erhärten, "werden wir Russland verurteilen", fügte er hinzu.

Der Vize-Präsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, sicherte London die "unmissverständliche, unerschütterliche und sehr starke europäische Solidarität" zu. Auch Frankreich sagte London Unterstützung zu. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, der Einsatz eines jeden Nervenkampfstoffs sei "abscheulich" und "völlig inakzeptabel". Als "sehr besorgniserregend" bezeichnete der Leiter der Organisation für das Verbot chemischer Waffen, Ahmet Üzümcü, den Fall Skripal.

aev/AFP
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