Fall Sergej Skripal Russland fordert Entschuldigung von Großbritannien

Wladimir Putin nennt den britischen Vorwurf, Russland habe das Gift im Fall Skripal geliefert, "verrückt". Rund 20 Staaten seien weltweit in der Lage eine solche Substanz herzustellen.
Russlands Präsident Wladimir Putin

Russlands Präsident Wladimir Putin

Foto: UMIT BEKTAS/ REUTERS

Russland hat von Großbritannien eine Entschuldigung für Vorwürfe im Fall des vergifteten Ex-Agenten Sergej Skripal gefordert. "Auf irgendeine Weise muss man sich bei Russland entschuldigen", sagte Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow der Agentur Interfax zufolge am Dienstag bei einem Besuch von Präsident Wladimir Putin in der Türkei.

Großbritannien verdächtigt Russland, an dem Anschlag auf Skripal vor einem Monat beteiligt gewesen zu sein. London geht davon aus, dass der frühere Doppelagent mit dem sowjetischen Kampfstoff Nowitschok vergiftet wurde.

Ein britisches Labor, das den Fall untersucht, hatte kurz zuvor erklärt, es gebe keine präzisen Hinweise, dass das Gift aus Russland gekommen sei. Peskow sagte dazu, die britische Theorie habe sich nicht bestätigt, weil es unmöglich sei, sie zu bestätigen. Russland habe von Anfang an gesagt, dass es nichts mit dem Fall zu tun habe.

Der britische Außenminister Boris Johnson und Premierministerin Theresa May müssten ihren EU-Kollegen in die Augen schauen, sagte Kreml-Sprecher Peskow. Aus Solidarität mit Großbritannien hatten Dutzende westliche Länder zahlreiche russische Diplomaten ausgewiesen, auch Deutschland hatte vier Russen zu unerwünschten Personen erklärt. Russland hatte im Gegenzug das Gleiche getan.

Putin: "Verrückte Anschuldigungen"

Am Rande des Treffens mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat sich auch der russische Präsident Wladimir Putin zu dem Fall geäußert. Er erwarte mehr Klarheit im Fall des vergifteten Ex-Agenten Sergej Skripal durch die Sondersitzung der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW), sagte Putin. "Ich hoffe, dass bei dieser Diskussion ein endgültiger Strich darunter gezogen wird." Am Mittwoch steht eine Sondersitzung des OPCW-Exekutivrates zu dem Fall an. "Wir sind an einer vollwertigen Aufklärung interessiert", sagte Putin.

Weiter wies Putin Großbritanniens Schuldzuweisung in dem Fall ebenfalls entschieden zurück und sprach von einer "ungeheuerlichen Situation". Nach und nach habe es Bestätigungen dafür gegeben, dass "diese verrückten Anschuldigungen, die die britische Seite ein paar Stunden nach dem Vorfall erhoben hat, auf nichts begründet sind und durch nichts gestärkt werden", sagte er.

Putin sagte, er sei verwundert, wie schnell die westlichen Staaten ihre Schlüsse im Fall Skripal gezogen hätten: Die britischen Behörden hätten selbst gesagt, dass sie mindestens zwei Monate bräuchten für die Untersuchungen, betonte er. "Nach Angaben internationaler Experten können rund 20 Staaten auf der Welt ähnliche Nervengifte herstellen."

ans/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren