Fall Skripal
Russland will britische Diplomaten ausweisen
Nachdem Großbritannien im Streit um den vergifteten Ex-Spion Skripal russische Diplomaten ausweisen ließ, reagiert nun Russland: Außenminister Lawrow kündigte laut Nachrichtenagentur Ria an, britische Diplomaten müssten Russland verlassen.
Die Vorwürfe der britischen Regierung, die Russland für den Drahtzieher der Giftattacke auf den Ex-Spion Sergej Skripal hält, seien inakzeptabel, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Ria. Als Reaktion darauf werde Russland ebenfalls bald britische Diplomaten ausweisen. "Sehr bald", zitierte ihn Ria.
In einem öffentlichen Statement sagte Lawrow, er wolle die nächsten Schritte in dem Fall erst mit der britischen Regierung abstimmen, bevor er sie offiziell bekannt gebe. Das Außenministerium und andere Behörden schlügen Schritte vor; die endgültige Entscheidung werde Präsident Wladimir Putin treffen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Am Tag zuvor hatte die britische Premierministerin Theresa May verkündet, dass 23 russische Beamte das Land binnen einer Woche verlassen sollten. Außerdem wolle sie diplomatische Kontakte zwischen London und Moskau bis auf Weiteres stoppen. Es handle sich um die "größte Ausweisung seit mehr als 30 Jahren", sagte May.
Der russische Ex-Spion Skripal war im südenglischen Salisbury zusammen mit seiner Tochter bewusstlos aufgefunden worden. Beide Opfer schweben noch in Lebensgefahr.
Nach Angaben der britischen Regierung wurde ein Gift verwendet, das zu Sowjetzeiten entwickelt wurde. Premierministerin Theresa May hatte die russische Regierung ultimativ zur Aufklärung aufgefordert. Die Frist verstrich in der Nacht zu Mittwoch. Die Regierung in Moskau streitet jede Verwicklung in den Fall ab.
Auch der französische Präsident Emmanuel Macron hält es inzwischen für belegt, dass Russland Urheber des Giftgasanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter ist. "Frankreich stimmt dem Vereinigten Königreich zu, dass es keine andere plausible Erklärung gibt", erklärte Macrons Büro.
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte Russland zuvor dringend aufgefordert, zur Aufklärung dieses Verbrechens beizutragen. "Wir nehmen das sehr, sehr ernst", sagte sie im ZDF-"Morgenmagazin".
Sie erinnerte an das Attentat auf den Ex-Agenten Alexander Litwinenko: Russland habe 2006 einen Spion in Großbritannien mit radioaktivem Material getötet. "Russland muss seinen Teil zur Aufklärung beitragen", verlangte sie.