Sexismus in Großbritannien Spitzenpolitiker schickte Sekretärin zum Vibratorkauf

Ein Mitglied der britischen Regierung wird von Ereignissen aus seiner Zeit als Parlamentsabgeordneter eingeholt. 2010 soll er seine damalige Sekretärin zum Einkauf in einen Sexshop geschickt haben.
Britisches Parlament in London

Britisches Parlament in London

Foto: Jack Taylor/ Getty Images

Wegen eines ungewöhnlichen Auftrags an seine frühere Sekretärin ist ein Mitglied der britischen Regierung unter Druck geraten. Die "Mail on Sunday" berichtete am Sonntag , Investitions-Staatssekretär Mark Garnier habe der Frau in seiner Zeit als Parlamentsabgeordneter Geld gegeben, damit sie in einem Londoner Sexshop zwei Vibratoren kauft. Zudem soll Garnier vor Zeugen anzüglich über die Sekretärin gesprochen haben.

Die Hauptquelle der Vorwürfe ist die Sekretärin selbst, Caroline Edmondson, die mittlerweile für einen anderen Politiker arbeitet. Edmondson sagt - und laut der "Mail on Sunday" bestätigt ihr früherer Chef zumindest diesen Teil der Darstellung -, Garnier habe vor dem Sexshop gewartet, während sie das Sexspielzeug in seinem Auftrag gekauft habe.

Der Sekretärin zufolge sagte Garnier auch noch, ein Vibrator sei für seine Ehegattin, der zweite für eine Frau, die im Wahlkreisbüro arbeite. Beide Vorfälle datiert die Zeitung auf 2010, Edmondson habe bald darauf nicht mehr für Garnier gearbeitet.

"Natürlich vollkommen unannehmbar"

Gesundheitsminister Jeremy Hunt sagte am Sonntag, das zuständige Cabinet Office werde sich mit Garniers Verhalten befassen und prüfen, ob er gegen die Verhaltensregeln verstoßen habe. "Wenn diese Geschichten zutreffen, sind sie natürlich vollkommen unannehmbar", sagte Hunt dem Sender BBC. Premierministerin Theresa May werde mit Parlamentsvertretern über eine Veränderung der "Kultur" im Abgeordnetenhaus beraten.

Der dreifache Familienvater Garnier gab der Zeitung zufolge sein Fehlverhalten zu. Den Auftrag zum Vibratorenkauf ordnete er demnach als "Blödelei" ein, seinen Kommentar über die Sekretärin stellte er als Teil einer "amüsanten Unterhaltung" über eine Sitcom dar. Als Formen von "Belästigung" sieht Garnier die Vorfälle nicht.

In Großbritannien waren in den vergangenen Tagen mehrere Aufsehen erregende Berichte erschienen , die sich um Sexismus und sexuelle Belästigung im Parlament drehten. Für Wirbel sorgte vor allem ein "The Sun"-Artikel, laut dem sich einige Mitarbeiterinnen und weibliche Abgeordnete gegenseitig vor Belästigung schützen wollten: durch den Austausch und konkrete Warnungen in einer WhatsApp-Gruppe.

Sowohl Jeremy Corbyn als auch Theresa May hatten als Reaktion auf die Berichterstattung dazu aufgerufen , dass sich Personen, die sexuelle Belästigung oder Übergriffe erlebt haben, melden sollen.

mbö/AFP/AP

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