Italiens Skandalpolitiker Berlusconi plant sein Comeback

Ex-Premier Berlusconi: "Ich will ein Anführer bleiben"
Foto: Andrew Medichini/ ASSOCIATED PRESSRom - Es dürfte ihn sicher schmerzen, dass sein Nachfolger zur Zeit so sehr im Rampenlicht Europas steht. Gerade hatte Mario Monti in Rom einen wichtigen Termin, Kanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatspräsident François Hollande und der spanische Premier Mariano Rajoy machten Italiens Premier ihre Aufwartung.
Und Silvio Berlusconi, Medienmogul, Milliardär und Montis Vorgänger, vermisst den großen Auftritt. Gerade jetzt, wo Monti bei der Euro-Rettung nach vorne drängt, meldet sich auch der Skandalpolitiker wieder zu Wort. Es scheint, als fühle sich Politik-Rentner Berlusconi, mittlerweile 75 Jahre alt, durch Monti noch einmal herausgefordert.
"Ich will der Anführer der Konservativen bleiben", sagte er in einem Gespräch, das am Freitag bekannt wurde, "solange wie es die Italiener wollen". Montis Regierung stelle nur eine Phase des Übergangs dar und Berlusconi träumt bereits von der Rückkehr an die Macht: "Ich werde jeden Tag mit voller Kraft, so wie ich es immer gemacht habe, dafür arbeiten", dass einer erneuerte Rechte das Land wieder führt", so der "Cavaliere".
Ein typischer Berlusconi-Satz. Bislang ließ er vollmundigen Ankündigungen allerdings nur selten konkrete Taten folgen. Und dass er sich jeden Tag mit voller Kraft für Italien eingesetzt habe, dürften dem skandalumwitterten Politiker ("In meiner Freizeit gebe ich den Regierungschef" soll er 2008 einer Eskort-Dame gesagt haben) nur die wenigsten Landsleute abnehmen. Das Interview ist Teil eines neuen Buches über den früheren Bürgermeister Mailands Roberto Gelmini. Der Titel lautet: "Die Ehrlichkeit an der Macht" - womit man Berlusconi nicht unbedingt in Verbindung gebracht hätte.
Berlusconi gibt wieder den Königsmacher
Berlusconi, der monatelang abgetaucht war, drängt wieder nach vorne: Am Donnerstag hatte er im "Wall Street Journal" bereits mit dem Entzug der Unterstützung Montis gespielt. "An jenem Tag, wo wir die Technokratenregierung nicht mehr unterstützen, werden wir viele Stimmen zurückgewinnen", sagte er. Das New Yorker Blatt nannte ihn den Königsmacher der italienischen Politik - dem "Cavaliere" wird es gefallen haben.
Und nun fürchten manche, Berlusconi wolle tatsächlich wieder die Geschicke der Republik bestimmen. Ganz aufgeregt ist in der Hauptstadt in diesen Tagen von einem Geheimplan Berlusconis die Rede. Das Wochenmagazin "L'espresso" hatte berichtet, im Senat kursiere ein Geheimpapier über die "Operation Rosa Tricolore". Es gehe darin um einen Plan, mit einer neuen Liste die kommenden Wahlen zu gewinnen. Premierminister könnte ein Shootingstar der Linken, der Florentiner Bürgermeister Matteo Renzi, werden - und die Linken sollen im Gegenzug Berlusconi 2013 mit zum Staatspräsidenten wählen.
Eine ziemlich wilde Geschichte, an der Zweifel angebracht sind. Renzi ließ auch umgehend dementieren. Doch eines ist in jedem Fall plausibel: Dass Berlusconis Lager darüber nachdenkt, wie man den "Cavaliere" vor Strafverfolgung schützt. Das höchste Amt im Staat ist dafür wie gemacht.
Berlusconi hat offiziell gesagt, ihn interessiere das Amt nicht. Aber das nehmen ihm viele Beobachter nicht ab. Als Staatspräsident könnte sich der 75-Jährige erneut vor den Prozessen gegen ihn drücken. In zwei Verfahren steht Berlusconi noch vor Gericht, im Ruby-Prozess (Vorwürfe: Sex mit Minderjährigen, Amtsmissbrauch - Berlusconi dementiert beides) wird es langsam ernst. Die Verpflichtungen würden es ihm nicht möglich machen, vor Gericht zu erscheinen. So hatte er es stets als Regierungschef gemacht.
Berlusconi träumt von "neuer Lira"
Auch in der Euro-Krise meldet sich der frühere Premier wieder zu Wort - und sorgte mit ausgefallenen Krisenrezepten für Aufsehen. "Den Euro zu verlassen ist keine Blasphemie", schrieb er am Mittwoch auf seiner Facebook-Seite. Er sprach über "eine neue Lira", er habe darüber auch mit deutschen Experten gesprochen, auch die seien für einen Euro-Austritt Italiens. Wer diese Fachleute gewesen sind, blieb unklar.
Schon Anfang Juni hatte Berlusconi vorgeschlagen, dass die italienische Notenbank neue Euro-Scheine oder womöglich sogar Lira drucken könne, damit das Land aus der Rezession finde. Am Tag darauf ruderte er zurück, mit seinem dutzendfach erprobten Rückzieher: Alles sei doch nur ein Scherz gewesen.
Am Freitagabend hatte der "Cavaliere" dann eine weitere Lösung für die Euro-Krise parat. Vor dem Nachwuchs seiner Partei Volk der Freiheit sagte er, die Europäische Zentralbank müsse gestärkt werden und Geld drucken. Das verhinderten jedoch die Deutschen. Die anderen Staaten müssten sich zusammenschließen, so Berlusconi, um Deutschland aus dem System des Euro zu drängen.