Trotz Verurteilung Berlusconi will in der Politik bleiben

Verurteilter Berlusconi: "Das Justizsystem reformieren"
Foto: ALESSANDRO BIANCHI/ REUTERSRom - Silvio Berlusconi zeigt sich unbeeindruckt vom Urteil der Mailänder Richter. Obwohl die ihn erst am Freitag wegen Steuerbetrugs und Schwarzgeldkassen zu vier Jahren Haft verurteilt haben, will der ehemalige Ministerpräsident der Politik treu bleiben. Nicht trotz, sondern wegen des Urteils gegen ihn.
"Ich fühle mich verpflichtet, in der Politik zu bleiben, um das Justizsystem zu reformieren und zu verhindern, dass anderen Bürgern das Gleiche wie mir passiert", sagte der Politiker am Samstag in einem Interview mit dem Fernsehsender Tg5, der zu Berlusconis Mediaset-Konzern gehört. Einige Bürger hätten "nicht begriffen, was mir geschehen ist". Das Urteil müsse Konsequenzen haben, forderte der ehemalige Regierungschef.
Mit seinem Bekenntnis verblüfft Berlusconi wieder einmal Freunde und Gegner. Denn erst am Mittwoch - zwei Tage vor dem Urteil - hatte er angekündigt, im kommenden Jahr nicht mehr für den Vorsitz der von ihm gegründeten Partei Volk der Freiheit kandidieren zu wollen. Am Samstag bekräftigte der Politiker, dass er sich nicht erneut für den Posten des Regierungschefs bewerben wolle.
Straftaten könnten 2014 verjähren
Das Mailänder Urteil verbietet Berlusconi eigentlich für fünf Jahre die Bewerbung um ein öffentliches Amt. Da das Verdikt jedoch erst rechtskräftig wird, wenn es alle Instanzen durchlaufen hat, dürfte der 76-Jährige bei der Parlamentswahl im Frühling kommenden Jahres wieder antreten.
Schon in den neunziger Jahren hatten Gerichte Berlusconi mehrfach verurteilt. Die Schuldsprüche wurden von höheren Instanzen jedoch immer wieder aufgehoben oder er profitierte von Verjährungsfristen. Auch gegen das Urteil vom Freitag legt der Medienzar Berufung ein. "Das Urteil ist absolut unglaublich", sagten seine Verteidiger Piero Longo und Niccolo Ghedini. Dem Ex-Premier stehen noch zwei Berufungsebenen zur Verfügung, eine Haftstrafe müsste er erst nach einem endgültigen Schuldspruch antreten. Drei Jahre Gefängnis haben ihm die Richter ohnehin schon erlassen. Die Straftaten, die Berlusconi vorgeworfen werden, könnten 2014 verjährt sein.