Simbabwe Präsident Mugabe feiert pompöse Geburtstagsparty

Die Torte wog 85 Kilo, ein Kilo pro Lebensjahr: Trotz Armut, Hungersnot und Cholera im Land hat sich Simbabwes Staatspräsident Mugabe eine prunkvolle Geburtstagsparty gegönnt - eine Viertelmillion Dollar soll sie gekostet haben. Bei einer Festrede brachte der Diktator seine Anhänger auf Kurs.

Chinhoyi - Auf Lastwagen wurde die Anhänger des Staatspräsidenten zu dem Fest in Mugabes Geburtsstadt Chinhoyi gebracht. Die Gäste sangen Loblieder auf das spendable Geburtstagskind, auf Transparenten stand zu lesen, Mugabe sei ein Präsident, der "sein Volk niemals im Stich lässt".

Die staatliche Zeitung "The Herald" berichtete, für Mugabes Party würden 80 Rinder, 70 Ziegen und ein Dutzend Schweine geschlachtet. Auch ein Geburtstagskuchen wurde anlässlich des 85. Ehrentages des Diktators gereicht - die Torte wog 85 Kilogramm.

"Ich habe nach wie vor die Kontrolle und die Exekutivgewalt, deshalb hat sich nicht viel geändert", rief der Staatschef seinen etwa 2000 Anhängern zu. Er stehe in Simbabwe als Präsident weiter an der Spitze, gefolgt von den beiden Vizepräsidenten, erst dann komme Regierungschef Morgan Tsvangirai - Mugabes Rivale - mit seinen beiden Stellvertretern. Die Machtteilung sei das Ergebnis der Wahlen im vergangenen März, bei denen er und seine Zanu-PF-Partei nicht gut abgeschnitten hätten.

Schuld daran sei die frühere Kolonialmacht Großbritannien, rief Mugabe. Von den Briten verhängte Sanktionen hätten dazu geführt, dass wichtige Güter in Simbabwe nicht mehr erhältlich seien. Auf diese Weise habe seine Partei bei den Simbabwern in Misskredit gebracht werden sollen.

Mugabe sparte aber auch nicht mit Kritik an seinen Anhängern: Diese hätten "die Partei verkauft", um sich damit Essen und die Unterstützung von Hilfsorganisationen zu sichern. "Einige von euch haben an ihre Mägen und Kinder gedacht und das Land verkauft", kritisierte Mugabe.

Der 85-jährige Staatschef kündigte weitere Enteignungen des Landbesitzes weißer Farmer an und forderte diese auf, Simbabwe zu verlassen. Das Urteil eines Gerichts der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) vom November vorigen Jahres, das die Landenteignung als rassistisch motiviert verurteilt hat, bezeichnete Mugabe als "Unsinn". Simbabwe habe seine eigenen Gesetze.

Ministerpräsident Morgan Tsvangirai nahm an den Feierlichkeiten in Chinhoyi 100 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Harare nicht teil. Der langjährige Oppositionsführer betrachte die Veranstaltung als Mugabes Privatangelegenheit, sagte Tsvangirais Sprecher James Maridadi.

Die neue Regierung der nationalen Einheit bemüht sich im Ausland um Finanzhilfe für die zusammengebrochene Wirtschaft Simbabwes.

Nachbarstaaten hatten ein Rettungspaket in Höhe von zwei Milliarden Dollar am Freitag abgelehnt. Simbabwe hat mit mehreren hundert Millionen Prozent die höchste Inflationsrate weltweit. Die Arbeitslosigkeit liegt Schätzungen zufolge bei mindestens 80 Prozent. Die Menschen leiden unter einer Hungersnot und einer Cholera-Epidemie, der seit August fast 4000 Menschen zum Opfer gefallen sind.

ala/AP/AFP

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