Toter Journalist Kuciak Zehntausende Slowaken demonstrieren gegen Polizeipräsidenten

Demonstration in Bratislava
Foto: JOE KLAMAR/ AFPVor dem Hintergrund des Mordes an dem Journalisten Ján Kuciak sind erneut zehntausende Menschen in der Slowakei auf die Straße gegangen. Die Demonstranten forderten die Entlassung des Polizeichefs und strengere Gesetze, die eine gründliche Untersuchung des Mordfalls erlauben würden.
Ján Kuciak und seine Verlobte waren im Februar exekutionsartig ermordet worden. Der Investigativjournalist hatte Steuervergehen und kriminelle Kontakte von prominenten Unternehmern aufgedeckt. Zudem berichtete er über Geschäfte der Regierung mit einer privaten Sicherheitsfirma, deren Besitzer mit dem Polizeichef Tibor Gaspar verwandt ist.

Slowakei: Der Zorn der Straße
Demonstrant: "Neue Regierung hat nichts getan"
Immer wieder gab es seit dem Tod des Journalisten Demonstrationen gegen die slowakische Regierung. Mitte März schließlich trat der slowakische Premier Robert Fico zurück und überließ ein neu zusammengesetztes Kabinett dem Sozialdemokraten Peter Pellegrini.
Am Donnerstag protestierten erneut schätzungsweise zwischen 40.000 und 50.000 Menschen. "Die neue Regierung hat noch nichts getan, was mich davon überzeugt, dass sie anders ist das die alte", sagte ein Demonstrant. "All die Fälle, die Kuciak aufgedeckt hat, sollten untersucht werden, aber keiner ist bis vors Gericht gekommen."

Auf dem Plakat wird der Rücktritt des Polizeipräsidenten Tibor Gaspar (links) gefordert. Die anderen beiden Männer auf dem Plakat sind Ex-Premier Robert Fico (Mitte) und der ehemalige Innenminister Robert Kalinak (rechts).
Foto: RADOVAN STOKLASA/ REUTERSErmittlungen gegen Polizeichef könnte Wochen dauern
Zu der geforderten Entlassung des Polizeichefs meldete sich auch Präsident Andrej Kiska zu Wort: Er bestärkte noch einmal eine alte Forderung, dass Gaspar zurücktreten solle, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Regierung wiederherzustellen. Innenminister Tomas Drucker sagte, es könne Wochen dauern, bis Gaspars Verbindungen zu dem Fall geklärt wären.
Tibor Gaspar war 2012 von dem damaligen Innenminister Robert Kalinak eingestellt worden, der ebenfalls letzten Monat zurückgetreten war.