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Israelische Soldatinnen: Bürgerinnen in Uniform

Foto: Simon Akstinat

Soldatinnen in Israel Die Pflicht der Kriegerinnen

Sie dienen in Aufklärungseinheiten, bewachen die Grenze, fliegen Kampfjets - Israel ist das einzige Land der Welt, in dem Frauen Wehrdienst leisten müssen. Der Berliner Fotograf Simon Akstinat hat die Soldatinnen begleitet.

"Die Armee ist das oberste Symbol der Pflicht, und so lange Frauen den Männern in der Erfüllung dieser Pflicht nicht gleichgestellt sind, haben wir wahre Gleichheit noch nicht erreicht." Mehr als 65 Jahre sind vergangen, seit Israels Staatsgründer und erster Premier David Ben-Gurion diese Worte sprach, die zu einem Grundsatz der israelischen Streitkräfte geworden sind.

Am 18. August 1948, drei Monate nach der Staatsgründung, verkündete Ben-Gurion die allgemeine Wehrpflicht für alle Frauen zwischen 18 und 28, die kinderlos waren. Bis heute ist der jüdische Staat das einzige Land weltweit, in dem Frauen im Militär dienen müssen.

Der Wehrdienst für Frauen war aus der Not geboren: Angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit der arabischen Armeen brauchten die israelischen Streitkräfte nicht nur jeden Mann, sondern auch jede Frau. Im Unabhängigkeitskrieg kämpften Soldatinnen an der Front, später rückten sie ins zweite Glied - zu groß war die Angst der Armeespitze, dass die Frauen den arabischen Feinden in die Hände fallen könnten.

Die erste Generation der weiblichen Wehrpflichtigen leistete an anderer Stelle wertvolle Dienste. Anfang der fünfziger Jahre bildete die Luftwaffe die ersten Pilotinnen aus. Sie wurden etwa im Suezkrieg 1956 eingesetzt, um Truppen an die Front zu bringen und Verwundete zu evakuieren.

2006 fiel eine Soldatin im Libanon-Krieg

In den vergangenen 15 Jahren haben sich die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) immer weiter für Frauen geöffnet. Seit dem Jahr 2000 ist gesetzlich festgehalten: "Frauen haben das gleiche Recht wie Männer, in jeder Position in der Armee zu dienen." Ein Jahr später wurde Roni Zuckerman die erste Kampfpilotin der israelischen Armee. Im Libanon kämpften 2006 zum ersten Mal seit dem Unabhängigkeitskrieg wieder Soldatinnen an vorderster Front. Keren Tendler kam dabei ums Leben - die erste Soldatin, die für Israel seit 1948 in einem Krieg fiel.

Ebenfalls 2006 gründete die IDF die "Nachshol"-Aufklärungseinheit, die nur aus Frauen besteht. Damit ist die 40-köpfige Gruppe, die an der ägyptischen Grenze stationiert ist, die einzige ausschließlich weibliche Kampftruppe weltweit. Inzwischen stehen Soldatinnen etwa 90 Prozent aller Positionen im Militär offen.

Trotzdem ist die Rolle der Frauen in der israelischen Armee nicht unumstritten. Besonders ultraorthodoxe Gruppen rufen dazu auf, die Aufnahme von Frauen zu reduzieren oder ganz zu stoppen. Strengreligiöse Soldaten haben sich in den vergangenen Jahren mehrfach geweigert, militärische Veranstaltungen zu besuchen, auf denen weibliche Soldaten singen. In israelischen Medien waren diese Vorfälle ein großes Thema - schließlich rührt die Ablehnung der Soldatinnen an einer Grundmaxime des jüdischen Staats. Zugleich galten diese Eklats als Sinnbilder für den wachsenden Einfluss ultrareligiöser Juden auf Politik und Gesellschaft in Israel.

Auch die Zahl der Soldatinnen, die Opfer von sexuellem Missbrauch werden, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Jahr 2013 hat jede achte Armeeangehörige entsprechende Vorfälle gemeldet.

Trotzdem sind die meisten israelischen Frauen stolz darauf, zwei Jahre im Militär zu dienen. Der Berliner Fotograf Simon Akstinat hat im vergangenen Jahr zahlreiche Soldatinnen porträtiert (hier kommen Sie zur Fotostrecke), die in mehreren Kasernen in der Negev-Wüste in Südisrael stationiert sind. Für seinen Bildband "Guns N'Moses", der in diesem Herbst erscheinen soll, begleitete er unter anderem zwei Auswanderinnen aus Deutschland, die in Israel Wehrdienst leisten.

Akstinat wollte keine Kriegsreportage machen, sondern hat seine Fotoserie betont unpolitisch gehalten. "Ich mag Israel sehr, aber die Leute brauchen nicht noch meinen Standpunkt zum Nahost-Konflikt", sagt der Fotograf. "Dazu haben sich schon eine Milliarde andere Menschen geäußert."

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