Tödlicher Unfall in South Dakota Minister überfährt Mann – und verstrickt sich in Widersprüche

Jason Ravnsborg (Archivfoto)
Foto:Dirk Lammers / AP
Für einen Mann, der qua Amt für Gesetzestreue und Aufrichtigkeit stehen sollte, hat es Jason Ravnsborg womöglich mit der Wahrheit nicht so genau genommen. Der Republikaner ist im US-Bundesstaat South Dakota Justizminister – die Frage ist allerdings, wie lange noch.
Denn gegen Ravnsborg läuft ein Amtsenthebungsverfahren, weil er sich seiner Position als unwürdig erwiesen haben soll. Er soll über den Hergang eines tödlichen Verkehrsunfalles gelogen haben, an dem er beteiligt war. Gouverneurin Kristi Noem, ebenfalls Republikanerin, hat Ravensborg inzwischen zum Rücktritt aufgefordert.
Der Abgeordnete Will Mortenson, ebenfalls Republikaner, sagte, er habe das Amtsenthebungsverfahren eingeleitet. Er glaube nicht, dass Ravnsborg ins Gefängnis gehöre, sagte Mortenson. Aber ins Amt des Justizministers gehöre er auch nicht mehr.
Am 12. September war Ravnsborg auf dem Rückweg von einer Parteispendenveranstaltung, als er einen Mann überfuhr. Der Justizminister war – anders als er zunächst angegeben hatte – zumindest ein wenig von der Fahrbahn abgekommen.
»Sein Gesicht war in deiner Windschutzscheibe, Jason«
Der Politiker gab an, er habe nicht bemerkt, dass er einen Menschen getroffen habe, und sei davon ausgegangen, es habe sich um ein Hirsch gehandelt. Betrunken war Ravnsborg zum Zeitpunkt des Unfalls nicht. Er will die Leiche erst am nächsten Tag bemerkt haben, als er bei Tageslicht den Unfallort absuchte.
Mehrere Videos könnten Ravnsborg nun zum Verhängnis werden. Noem hatte die Aufnahmen veröffentlichen lassen. Sie zeigen Befragungen Ravnsborgs durch Polizisten. Was dort gesagt wird, weckt massive Zweifel an der Darstellung des Politikers.
Zum einen halten die Ermittler ihm vor, dass die Brille des Opfers in Ravnsborgs Auto gelandet sei. »Sein Gesicht war in deiner Windschutzscheibe, Jason, denk mal darüber nach«, sagt einer der Polizisten. Angesichts dieses Umstandes ist schwer vorstellbar, dass Ravnsborg nicht bemerkt haben will, dass er einen Menschen und kein Tier überfahren hatte.
Pikant ist zudem, dass er – anders als er zunächst angegeben hatte – am Steuer offenbar zumindest zeitweise abgelenkt war. Anhand der Auswertung seiner Telefondaten rekonstruierte die Polizei, dass Ravnsborg in den Minuten vor seinem Notruf unter anderem E-Mails abrief und einen Artikel auf der rechten Website »Just the News« öffnete, in dem es um angebliche fragwürdige Verbindungen des US-Präsidenten Joe Biden nach China ging.
Erst auf den Vorhalt der Ermittler gab Ravnsborg zu, während der Fahrt sein Telefon benutzt zu haben. Laut der Lokalzeitung »Sioux Falls Argus Leader« war das Telefon allerdings etwa 70 Sekunden vor dem Unfall gesperrt worden. Den Polizisten sagte Ravnsborg, er habe im Moment des Unfalls nicht auf sein Telefon geschaut – und das Opfer trotzdem nicht bemerkt. »Ich habe ihn nie gesehen.«
Ravnsborg lehnt Rücktritt ab
Unmittelbar vor dem Unfall habe er das Autoradio ausgemacht und auf den Tachometer geschaut. Laut Ermittlern war er etwa mit 108 Kilometern pro Stunde unterwegs, geringfügig schneller als auf dem Abschnitt erlaubt.
Die Ermittler fragen sich auch, wie es sein kann, dass Ravnsborg nach dem Aussteigen auch mit der Taschenlampe seines Handys das Opfer nicht gesehen haben will – obwohl der überfahrene 55-Jährige unweit des Straßenrandes lag und selbst mit einer Taschenlampe unterwegs gewesen war, die noch leuchtete.
Ravnsborg lehnt einen Rücktritt bislang ab. Ihm werden mehrere Delikte vorgeworfen, unter anderem die Benutzung seines Handys während der Fahrt. Ein Gerichtstermin steht noch nicht fest. Ein Sprecher Ravnsborgs sagte, der Politiker habe sich immer für faire Gerichtsverfahren eingesetzt und hoffe, dass ihm dies nun auch zugestanden werde.