SPIEGEL ONLINE Exklusiv 15.000 usbekische Soldaten sollen Bin Laden jagen
Berlin - Dostam, ein geborener Afghane, steht nach eigenen Angaben zurzeit mit seinem Söldnerherr von 15.000 Soldaten rund 50 Kilometer vor der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif. Das teilte der Usbeken-General dem Bundestagsabgeordneten Willy Wimmer (CDU) am Mittwochabend telefonisch mit.
Wimmer, der in der Regierung Kohl Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium war, kennt Dostam seit 1996 und traf ihn seitdem fünfmal. Der Usbeken-Führer teilte Wimmer mit, er stehe im Kampf mit den Taliban und komme zügig voran. "Er bietet Unterstützung an, um Bin Laden und dessen Kräfte dingfest zu machen", sagte Wimmer gegenüber SPIEGEL ONLINE.
Dostam kommt eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Taliban zu, nachdem der Führer der Nordallianz, Ahmed Schah Massud, am 9. September bei einem Anschlag ermordet wurde. Zwei Männer, die sich als Fernsehjournalisten ausgegeben hatten, zündeten während eines fingierten Interviews eine Bombe. Dabei handelte es sich um zwei Algerier mit belgischen Pässen, berichtete Wimmer, der auch Massud gut kannte. "Das war ein strategischer Schlag", sagte der CDU-Politiker, "es spricht viel dafür, dass Bin Laden dahintersteckt."
Dostam ist zwar usbekischer Nationalität, stammt jedoch aus einem Dorf im Norden Afghanistans. Nicht immer kämpfte er auf der Seite von Massud. In den achtziger Jahren unterstützte er zunächst die Russen im Kampf gegen Massud und dessen Mudschahedin, wechselte jedoch die Seiten, als sich der Abzug der sowjetischen Truppen und der Sieg der Mudschahedin abzeichnete. Seitdem führt er sein Söldnerheer ganz im eigenen Interesse und nicht im Auftrag der Nachbarrepublik Usbekistan.
Dass Massud die Hauptstadt Kabul stürmen konnte und 1992 zeitweise sogar Verteidigungsminister wurde, verdankte er nicht zuletzt der schlagkräftigen Armee des Usbeken-Generals. Als die Taliban 1996 Kabul einnahmen, zogen sich Dostam und Massud in die Berge im Nordosten des Landes zurück.