Morning Briefing vom 9.2.2016 Liebe Leserin, lieber Leser,

Sie lesen die erste Ausgabe unseres neuen Newsletters DIE LAGE, mit dem Sie sich nun jeden Morgen ab 6 Uhr über die wichtigsten Nachrichten informieren können - kompakt, analytisch, meinungsstark soll DIE LAGE sein. Autoren sind wir, die beiden Chefredakteure, sowie die Mitglieder der Chefredaktionen von SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE und die Leiter unseres Hauptstadtbüros in Berlin. Neben einem Ausblick auf den Tag liefern wir Ihnen Informationen und Beobachtungen aus dem politischen Betrieb in Berlin und zum Weltgeschehen.
Heute blicken wir in die USA: Der Vorwahlkampf der Demokraten und der Republikaner geht in die wichtige Phase. Im kleinen Bundesstaat New Hampshire fällt eine weitere Entscheidung über die politische Zukunft der USA: Donald Trump muss nach seiner Niederlage beim Caucus in Iowa gegen den ähnlich lauten und genauso aggressiven Rivalen Ted Cruz und den vergleichsweise gemäßigten Marco Rubio gewinnen - andernfalls wird seine Kampagne ihren Schwung verlieren. Das wäre schlecht für Trump und gut für die Welt, denn das Amerika eines Präsidenten Trump wäre zum Fürchten.

Hillary Clinton, bei den Demokraten als Favoritin und gleichsam naturgegebene Erbin Barack Obamas gehandelt, steht ebenfalls vor einem heiklen Dienstag. Die Umfragen zeigen: Sie könnte in New Hampshire gegen den altlinken Senator Bernie Sanders verlieren. Das wäre vorerst nicht weiter wichtig für die Welt, aber desaströs für Clinton, die sich bisher erstaunlich lieb- und glücklos durch den Wahlkampf schleppt. Vor acht Jahren war Hillary Clinton eine sehr gute Kandidatin, doch Obama war besser - vielleicht ist sie heute, nach Obama, ja schlicht nicht mehr gut genug. Wäre das Tragik? Oder bloß Pech? Auf SPIEGEL ONLINE halten wir Sie heute Nacht mit News, Analysen und Grafiken zur Vorwahl auf dem Laufenden.
Schäuble besucht den französischen Patienten

Finanzminister Schäuble reist nach Paris
Foto: RALPH ORLOWSKI/ REUTERSErst im kommenden Jahr wählt Frankreich einen neuen Präsidenten, aber Amtsinhaber François Hollande hat schon jetzt gute Aussichten, dereinst als gescheitert in die Geschichte einzugehen. Nötige Reformen packt er nicht oder nur zögerlich an, die Wirtschaft kriselt, die Arbeitslosigkeit liegt abenteuerlich hoch: Zuletzt waren 3,57 Millionen Menschen ohne Job gemeldet. Heute will Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) Frankreich besuchen, in Paris sind Treffen mit den Ministern Michel Sapin (Finanzen) und Emmanuel Macron (Wirtschaft) vorgesehen. Geplant war auch, dass Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zu dem Treffen reist, seine Teilnahme ist jedoch fraglich. Er will sich eigentlich in dieser Woche zu Hause um seine an Scharlach erkrankte Tochter kümmern. So oder so: Ob der Besuch der Delegation aus Deutschland etwas bringt, muss eh angezweifelt werden. Wenn es etwas gibt, das in Frankreich noch stets für Verzückung sorgt, sind das bekanntlich Ratschläge aus Deutschland...
Für zwölf Euro Varoufakis sehen

Yanis Varoufakis kommt nach Berlin
Foto: INTS KALNINS/ REUTERSWas macht eigentlich der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis, Held der Linken, Kämpfer gegen Merkel, Schäuble und Co.? Heute können Sie ihn in Berlin treffen: Am Abend will Varoufakis in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz eine neue paneuropäische Bewegung ausrufen. Ihr Name: "Democracy in Europe - Movement 2025", kurz: #DiEM25. Varoufakis und seine Mitstreiter, linke Intellektuelle aus ganz Europa, treten für mehr Transparenz in Europa ein. Sitzungen der Euro-Gruppe sollen nach ihrem Willen künftig per Live-Stream ins Internet übertragen werden. Wie er sich Transparenz vorstellt, hatte Varoufakis bereits vergangenen April in Riga gezeigt: Da zeichnete er mit seinem Smartphone vertrauliche Gespräche während eines informellen Treffens der Euro-Gruppe auf. In der Volksbühne hat Varoufakis heute den Großen Saal gebucht. Der Eintritt für das vorrevolutionäre Vergnügen kostet zwölf Euro.
Auch noch wichtig
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Unser Gewinner des Tages...
...ist aber Jimi Hendrix. In London wird der bestimmt göttlichste Gitarrengott aller Zeiten posthum mit einer besonderen Ausstellung geehrt. Hendrix logierte in den Sechzigerjahren direkt neben der Londoner Wohnung, in der im 18. Jahrhundert der Komponist Georg Friedrich Händel gelebt hatte. Kultur-vernarrte Londoner haben aus den beiden Wohnungen ein gemeinsames Museum geformt: Die Ausstellung "Handel & Hendrix in London" wird in dieser Woche in den neuen Räumen eröffnet. Auch wir Hamburger haben übrigens eine besondere Erinnerung an Jimi Hendrix: Der machte am 5. September 1970 in der Hansestadt Halt und nahm für die Weiterreise ganz und gar unglamourös den Zug. Ein Schnappschuss der Szene zählt zu den Schätzen unseres Zeitgeschichteportals einestages. Zwei Wochen später starb Hendrix.
Heutige Geburtstage
Carla del Ponte, Schweizer Juristin, ehemalige Chefanklägerin beim UN-Kriegsverbrechertribunal, 69.
Johanna Mikl-Leitner, Innenministerin von Österreich, 52.
Bertram Hilgen, SPD, Oberbürgermeister von Kassel, 62.
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