Völkermord von Srebrenica
Anklage hält Mladic erneut für schuldig
Die Verteidiger von Ratko Mladic plädieren im Berufungsverfahren um das Massaker von Srebrenica auf Freispruch, doch davon will die Anklage nichts wissen. Sie fordert eine Bestätigung des Urteils.
Für die Anklägerin Laurel Baig beim Uno-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag bleibt es dabei: "Mladic hatte die Befehlsgewalt." Deshalb müsse es beim Urteil gegen den ehemaligen bosnisch-serbischen Armeechef wegen des Völkermordes in Srebrenica bleiben.
In erster Instanz war der heute 77 Jahre alte Ratko Mladic wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bosnienkrieg zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Urteil ficht er nun in der letzten Instanz an.
Mladic habe das Massaker von Srebrenica im Jahr 1995 mit mehr als 8000 Toten "persönlich beaufsichtigt" und "Völkermord, Vernichtung und Mord" begangen, um Muslime und bosnische Kroaten aus dem Gebiet zu vertreiben. Gemeinsam mit anderen habe Mladic den Plan gehabt, einen "ethnisch reinen serbischen Staat" zu errichten.
Die Verteidiger von Mladic hatten zuvor Freispruch gefordert. Er habe von dem Massenmord in Srebrenica nichts gewusst und auch nicht den Befehl dazu erteilt. Der Angeklagte, der auch als "Schlächter vom Balkan" bekannt ist, sollte am Nachmittag zum Ende des Prozesses das letzte Wort erhalten. Das endgültige Urteil wird nicht vor Ende des Jahres erwartet.
Die Berufung wird seit Dienstag vor dem Internationalen Residualmechanismus für die Ad-hoc-Strafgerichte (IRMCT) verhandelt, einem Nachfolge-Gericht des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien.
Mladic gilt als einer der Hauptverantwortlichen für Kriegsverbrechen und Völkermord während des Bosnienkrieges (1992-1995), in dessen Verlauf etwa 100.000 Menschen getötet und 2,2 Millionen Menschen in die Flucht getrieben wurden.