
Bronislaw Komorowski: Polens neuer Präsident
Staatstrauer um den Präsidenten Polen verneigt sich vor Lech Kaczynski
Der Tag der Trauer begann am Morgen um 8.56 Uhr mit einer Schweigeminute: Überall in Polen hielten Bürger inne und gedachten ihres Staatspräsidenten , der genau eine Woche zuvor bei einem Flugzeugabsturz im westrussischen starb. Die Nachricht erschütterte das Land. Am Samstag verabschiedete sich die Bevölkerung von Kaczynski, seiner Frau Maria und den weiteren 94 Opfern des Unglücks, darunter Spitzenpolitiker, hohe Offiziere und führende Geistliche.
Hunderttausende Menschen strömten am Samstag ins Warschauer Zentrum. Viele trugen Blumen und die rot-weiße Nationalflagge, hielten Plakate mit einem Foto Kaczynskis in die Höhe. Sie versammelten sich rund um den Pilsudski-Platz, oft Schauplatz historischer Ereignisse: Hier hatte Papst Johannes Paul II. 1979 mit einer wegweisenden Predigt seinen Landsleuten Mut zum Widerstand gegen das kommunistische Regime eingeflößt. Hier beweinten Tausende Polen den vom Geheimdienst brutal ermordeten Priester .
Neben der Stelle, wo ein Kreuz an den seliggesprochenen Märtyrer erinnert, steht nun ein Altar für die Toten der Flugkatastrophe. Ein Meer von Blumen umsäumt die Bühne. Gezeichnet setzen sich Kaczynskis Zwillingsbruder und Marta, die Tochter des verunglückten Präsidentenpaares, auf ihre Plätze vor der Bühne. Sie blicken direkt auf eine schwarze Leinwand mit Bildern der 96 Opfer. Ebenfalls in der ersten Reihe sitzen Angehörige anderer Opfer - Eltern, Ehepartner und Kinder - weinend oder erstarrt im Schmerz.
"Wir wissen und fühlen, dass wir wirklich zusammenstehen"
Zu Beginn des Gottesdienstes werden die Namen aller Opfer der Katastrophe verlesen. Die Spitzen des polnischen Staates ringen um Worte des Trostes für ihre Landsleute. Premierminister Donald Tusk bezeichnet den Absturz der Präsidentenmaschine als größte Tragödie der polnischen Nachkriegsgeschichte. "Es ist unmöglich, den Tod zu akzeptieren", so Tusk.
Parlamentschef , amtierendes Staatsoberhaupt, appelliert an die Polen, in diesen schweren Stunden zusammenzustehen. "Nur selten gibt es Augenblicke in der Geschichte einer Nation, in denen wir wissen und fühlen, dass wir wirklich zusammenstehen", sagt er. "Die Katastrophe bei Smolensk war ein solcher Augenblick."
Übergangspräsident Komorowski bedankt sich auch bei den Russen für ihr Mitgefühl. "Wir sind an diesen schwierigen Tagen für unser Vaterland nicht alleine gewesen", erklärt er. Bei der Trauerfeier überbringt Nuntius Jozef Kowalczyk, Vatikan-Botschafter in Polen, eine Botschaft, in der Papst Benedikt XVI. seine Solidarität und sein Mitgefühl ausdrückt.
Am späten Nachmittag werden die Särge des Präsidentenpaares in die Johannes-Kathedrale in der Warschauer Altstadt gebracht, wo am Samstagabend ein Trauergottesdienst stattfindet. Am Sonntag sollen Kaczynski und seine Frau in der Wawel-Kathedrale in Krakau beigesetzt werden. Beerdigt aber werden beide auf dem Burgberg Wawel in Krakau, eines der bedeutendsten nationalen Symbole Polens. Einst war der Wawel politisches und religiöses Zentrum des polnischen Reiches, ist aber als letzte Ruhestätte für Kaczynski umstritten. Kritiker finden, dass der Präsident nicht neben Königen und Nationalhelden beerdigt werden sollte.
Obama, Merkel und Sarkozy sagen ab
Bei der Beisetzung in Krakau wird mit einer Million Trauergästen gerechnet. Zum Staatsakt am Sonntag haben sich Dutzende Staatsoberhäupter und Regierungschefs aus aller Welt angekündigt. Auch US-Präsident Barack Obama wollte trotz der Vulkanasche-Wolke über Europa nach Polen reisen, sagte aber am Samstagabend die Pläne ab, ebenso Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy.
Darüber hinaus hätten sich Spitzenpolitiker wie Spaniens Ministerpräsident Zapatero, Mazedoniens Präsident Ivanov und Südkoreas Regierungschef Chung Unchan entschuldigt, wie das polnische Außenministerium mitteilte. Andere Trauergäste ließen ankündigen, dass sie mit dem Auto oder mit der Bahn nach Krakau reisen wollten, etwa der tschechische Präsident Vaclav Klaus und seine Kollegen aus der Slowakei sowie aus Estland.
Der Luftraum über Polen ist seit Freitag gesperrt. Die Flughafenaufsicht in Krakau stellte aber klar, dass niedrig fliegende Maschinen dort landen könnten. Unterhalb einer Flughöhe von 6000 Metern seien Flugbewegungen möglich, erläuterte ein Sprecher.