Stimmabgabe in Ägypten "Höchste Wahlbeteiligung seit den Pharaonen"

Demonstranten in Kairo: Mit den Wahlen sind große Hoffnungen verbunden
Foto: dapdKairo - Ägypten hat bei der ersten Runde der ägyptischen Parlamentswahlen die höchste Wahlbeteiligung in der Geschichte des Landes verzeichnet. Wie der Kommissionsleiter Abdel-Mooaes Ibrahim am Freitagabend mitteilte, gaben zum Auftakt der Wahl von gut 13 Millionen Wahlberechtigten mehr als acht Millionen ihre Stimme ab - das entspreche einer Beteiligung von 62 Prozent. Die Zahl sei "die höchste seit der Zeit der Pharaonen".
Am Montag und Dienstag wurde in den Städten Kairo und Alexandria gewählt, sowie in sieben Provinzen. In den kommenden Wochen soll dann in den restlichen 18 Provinzen gewählt werden. Die genaue Verteilung der 498 Sitze im Parlament wird erst am 13. Januar bekanntgegeben, Ende Juni soll dann ein neuer Präsident gewählt werden.
Ein erstes offizielles Wahlergebnis war zunächst für Freitag angekündigt worden. Doch am Abend verkündete Ibrahim auf einer Pressekonferenz in Kairo: "Dieses Dossier ist sehr umfangreich, ich habe keine Energie mehr." Er empfahl den Journalisten, selbst die Ergebnisse für die Wahlkreise durchzugehen, die "demnächst im Internet" veröffentlicht würden.
Der Leiter der Wahlkommission gab die Namen der Kandidaten bekannt, die nach Mehrheitswahlrecht in der ersten Runde auf Anhieb gewählt wurden, sowie der Kandidaten, die kommenden Montag und Dienstag in die Stichwahl müssen. Die Ergebnisse der Parteilisten, über die zwei Drittel der Sitze bestimmt werden, konnte er jedoch nicht mitteilen.
Islamisten werden wohl das Parlament dominieren
Am Donnerstag waren die ersten inoffiziellen Ergebnisse der ersten Wahlrunde veröffentlicht worden. Demnach haben sich offenbar zwei islamistische Parteien an die Spitze gesetzt, Ägyptens erstes Parlament nach 30 Jahren Diktatur scheint von den Islamisten dominiert zu werden. Den Angaben zufolge soll die Partei der Muslimbrüder, "Freiheit und Gerechtigkeit", mehr als 40 Prozent der Stimmen erhalten haben. Auf dem zweiten Platz landete danach die radikalislamische "Partei des Lichts", die in einigen Provinzen mehr als 30 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Die von linken und liberalen Parteien gebildete "Ägyptische Allianz" lag in den meisten Bezirken auf dem dritten Platz.
Als Verlierer der Abstimmung scheinen die Jugendgruppen, die während der ägyptischen Revolutiontonangebend waren, dazustehen. Sie hatten es in den vergangenen Monaten versäumt, sich in den ägyptischen Polit-Betrieb einzugliedern.
Dennoch kann von einem Wahlergebnis noch keine Rede sein. Ägypten hat sich für seinen ersten Urnengang in Freiheit ein kompliziertes Verfahren verordnet. Zwei Drittel der Parlamentarier werden über Parteien und Listen gewählt, ein Drittel sind Direktkandidaten. Mindestens die Hälfte der Abgeordneten müssen Arbeiter oder Bauern sein.
Details zum Übergangskabinett
Inzwischen wurden erste Details über die Besetzung des neuen Übergangskabinetts bekannt. Nach Angaben des Staatsfernsehens werden mindestens 13 Minister aus dem Kabinett des zurückgetretenen Regierungschefs Essam Scharaf im Amt bleiben und unter dem neuen Ministerpräsidenten Kamal al-Gansuri weiterarbeiten.
Darunter seien der bisherige Außenminister Mohammed Amr und Informationsminister Osama Haikal. Sie sollen an diesem Samstag vereidigt werden. Neue Köpfe soll es an der Spitze des Innen-, Gesundheits-, Finanz-, Bildungs- und Justizressorts geben. Das alte Kabinett hatte wegen heftiger Krawalle rund um den Tahrir-Platz seinen Rücktritt eingereicht.