Sicherheitspersonal vor Kathedrale in Straßburg
Foto: PATRICK SEEGER/ EPA-EFE/ REX/ SHUTTERSTOCKFranzösische Ermittler gehen nach der Ermordung mehrerer Menschen in der Altstadt von Straßburg von einem islamistischen Motiv für die Tat aus.
Generalstaatsanwalt Rémy Heitz sagte, der Schütze habe während seiner Tat "Allahu akbar" gerufen. Er habe an mehreren Stellen in der Innenstadt zahlreiche Menschen verletzt. Zwei starben, mehrere sind in Lebensgefahr. Darum habe seine Anti-Terror-Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen.
Rémy Heitz, Anti-Terror-Staatsanwalt
Foto: PATRICK HERTZOG/ AFPDer Tat verdächtig ist Chérif C., 29 Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Straßburg. Er lebte mit sechs Geschwistern am südlichen Stadtrand.
Im Zusammenhang mit der Suche nach C. wurden auch zwei seiner Brüder vorläufig festgenommen. Einen von ihnen führen die französischen Behörden, wie auch den mutmaßlichen Schützen C. selbst, mit einem sogenannten Fiche S als islamistischen Gefährder.
Attentäter griff Passanten mit Schusswaffe und Messer an
Neue Details nannte Heitz zum Ablauf der Tat: Die Angriffe begannen gegen 20 Uhr, kurz nach den ersten Schüssen nahmen Sicherheitskräfte die Verfolgung auf. Auf seiner Flucht verletzte der Verdächtige weitere Menschen mit einer Schusswaffe und einem Messer. Laut Staatsanwalt Heitz flüchtete der mutmaßliche Angreifer zunächst zu Fuß aus der Innenstadt, bestieg dann ein Taxi. Nach Aussage des Fahrers war sein Passagier verletzt und sagte, er habe zehn Menschen getötet.
Staatsanwalt Heitz sagte weiter, in der Nacht zum Mittwoch seien vier Verdächtige festgenommen worden, er machte zu den Personen aber keine weiteren Angaben. Der Verdächtige Chérif C. sei den Behörden "wohlbekannt". Er habe zahlreiche Diebstähle und Gewaltdelikte verübt. Insgesamt soll er 27 Mal verurteilt worden sein, allein in Frankreich 20 Mal, zudem auch in Deutschland und der Schweiz.
Die Aussage deckt sich mit Erkenntnissen aus Deutschland: Vom Amtsgericht Singen war C. 2016 wegen zweier Einbrüche zu gut zwei Jahren Haft verurteilt worden. Zuvor saß er wegen ähnlicher Vergehen in Basel bereits in der Schweiz in Haft.
Unklarheit hatte es zunächst über die Zahl der Opfer gegeben. Heitz präzisierte nun, zwei Menschen seien gestorben, einer sei hirntot. Mehr als ein Dutzend Menschen seien verletzt, einige sehr schwer.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieser Meldung hieß es, Chérif C. sei in Frankreich 27 Mal verurteilt worden; das war nicht richtig, wir haben die Passage korrigiert.
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Die französische Polizei hat den mutmaßlichen Attentäter von Straßburg erschossen. Bei dem Toten handele es sich um den zuvor öffentlich gesuchten Verdächtigen, berichten mehrere Medien unter Berufung auf den französischen Staatsanwalt.
Der Mann habe im Straßburger Stadtteil Neudorf das Feuer auf die Beamten eröffnet und sei anschließend "neutralisiert" worden, sagte Innenminister Castaner.
Am Dienstag hatte der Attentäter in der Nähe eines Straßburger Weihnachtsmarkts Menschen mit einer automatischen Pistole und einem Messer angegriffen.
Drei Menschen starben, eine weitere Person ist hirntot. Elf Personen sind schwer verletzt.
Den mutmaßlichen Täter hatten die Sicherheitsbehörden offenbar bereits zuvor als islamistischen Gefährder geführt.
Polizisten und Soldaten hatten am Dienstagabend weite Teile der Straßburger Innenstadt abgeriegelt.
Der Weihnachtsmarkt blieb mehrere Tage geschlossen. Am Freitag soll er wieder geöffnet werden, sagte Innenminister Castaner.
Castaner hatte nach dem Attentat die höchste nationale Sicherheitswarnstufe ausgerufen. Das heißt vor allem: An den Grenzen des Landes gibt es verschärfte Kontrollen.
Auch der Übergang zwischen Deutschland und Frankreich ist davon betroffen. Hier kontrollieren deutsche Polizisten an der Grenze zu Frankreich in Kehl Fahrzeuge.
Castaner fuhr selbst nach Straßburg, um sich ein Bild der Lage zu verschaffen.
Am Abend der Tat war auch das Europäische Parlament zwischenzeitlich geschlossen geblieben.
Während des Einsatzes durfte zeitweise niemand das Gebäude verlassen. In der Nacht begannen die Behörden dann, die Menschen herauszuholen.
Viele Menschen suchten außerdem Sicherheit im Kaufhaus Galeries Lafayette.
Mehrere Stunden verharrten die Personen in den Gebäuden.
Rettungswagen eilten in der Nacht zum Weihnachtsmarkt, um sich um die Opfer zu kümmern.
Nach dem ersten Angriff lieferte sich der Tatverdächtige zweimal einen Schusswechsel mit Sicherheitskräften. Die Polizei hat inzwischen insgesamt fünf Verdächtige aus dem Umfeld des mutmaßlichen Attentäters in Gewahrsam genommen, erklärte die Staatsanwaltschaft.