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Straßenparty in Brixton Thatcher-Gegner schmähen tote Ex-Premierministerin

Im Londoner Stadtteil Brixton hat sich nach dem Tod der ehemaligen Premierministerin Thatcher ein unwürdiges Spektakel zugetragen. Rund 200 Menschen feierten das Ableben der umstrittenen Politikerin. Auf Plakaten wurde die Verstorbene als Hexe und Schlampe geschmäht.

London - Quer durch alle politischen Lager wird Margaret Thatcher nach ihrem Tod gewürdigt, doch es gibt auch böse Reaktionen: In London zeigten am Montagabend rund 200 Menschen, dass sie sich über das Ableben der ehemaligen Regierungschefin freuen. Sie feierten unter dem Motto "Freut euch - Thatcher ist tot" eine Straßenparty im alternativen Stadtteil Brixton, im Süden der Stadt. Dort hatte es 1981 gewaltsame Krawalle gegen die Regierung der Verstorbenen gegeben.

Einige Teilnehmer hielten Schilder mit der Aufschrift "Ding Dong, die Hex' ist tot!" hoch, zeigten Bilder von Thatcher mit roten Teufelshörnern. Es gab auch deftigere Beschimpfungen: Andere nannten die Verstorbene auf ihren Schildern Schlampe. Zu sehen war auch, wie Teilnehmer der Party Sektflaschen öffneten und Bilder der Ex-Regierungschefin anzündeten.

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Thatcher-Party in London: "Unserem Land so viel Schaden zugefügt"

Foto: DAVID MOIR/ REUTERS

Viele Feiernde tanzten zu Hip-Hop- und Reggae-Klängen. Einer der Party-Teilnehmer begründete seine Freude damit, dass Thatcher "unserem Land so viel Schaden zugefügt hat".

Die ehemalige Premierministerin war am Montag im Alter von 87 Jahren gestorben. Sie regierte Großbritannien über drei Amtsperioden von 1979 bis 1990 mit harter Hand. Zwei Jahre nach ihrem Amtsantritt waren in Brixton heftige Krawalle gegen ihre Politik ausgebrochen, die auch auf andere Städte übergriffen.

Thatchers erste Amtszeit war geprägt von heftigen Auseinandersetzungen mit den britischen Gewerkschaften. Die konservative Premierministerin verfolgte einen rigiden Kurs der Privatisierung von Staatsbetrieben und der Senkung der Staatsausgaben. Nach einjährigem Streik mussten die Bergarbeiter 1985 aufgeben und die Schließung zahlreicher Bergwerke hinnehmen. Unter der Regierung Thatcher wurden 165 Bergwerke geschlossen, fast 230.000 Kumpel verloren ihre Arbeit.

Der Funktionär David Hopper von der Bergarbeitergewerkschaft National Union of Mineworkers (NUM) hatte bereits am Montagnachmittag zur Nachricht von Thatchers Tod gesagt: "Das ist ein wunderbarer Tag, ich bin absolut erfreut. Heute ist mein 70. Geburtstag, und es ist einer der besten, die ich je hatte."

heb/AFP
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