Eheleute Anne Sinclair und Dominique Strauss-Kahn (Archivbild 2006): "Seine Unschuld wird bewiesen werden."
Foto: Horacio Villalobos/ dpaParis - "Ich glaube nicht eine einzige Sekunde an die Anschuldigungen, die gegen meinen Mann erhoben werden", schrieb die Journalistin und Ehefrau von IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn, Anne Sinclair, am Sonntag in einer kurzen Stellungnahme an die französische Nachrichtenagentur AFP. Sie empfahl alle Beteiligten, Anstand und Zurückhaltung zu wahren. Sie sei überzeugt, dass die Unschuld ihres Mannes bewiesen werde.
Einige wittern gar eine Verschwörung gegen den aussichtsreichsten Kandidaten für das französische Präsidentenamt. Die Chefin der Christdemokraten, Christine Boutin, ebenfalls Präsidentschaftskandidatin, erklärte, die Zukunft von Strauss-Kahn sei belastet. "Aber das ist nichts gegen den Schaden, den das Image Frankreichs heute genommen hat", sagte sie dem Radiosender "France Info". Ihrer Meinung nach ist Strauss-Kahn "wahrscheinlich eine Falle gestellt worden, und er ist hineingefallen".
Strauss-Kahns Anwalt erklärte, sein Mandant weise alle Anschuldigungen zurück und werde sich im Sinne der Anklage für nicht schuldig erklären.
Die in den USA geborene Sinclair ist die dritte Ehefrau von Strauss-Kahn. Die beiden sind seit knapp 20 Jahren verheiratet. Bereits nach einem Seitensprung Anfang 2008 stand die 62-Jährige zu ihrem Mann. Damals hatte er kurz nach dem Beginn seiner Amtszeit in Washington eine Affäre mit einer Mitarbeiterin.
Sinclair war lange Zeit eine der bekanntesten TV-Journalistinnen Frankreichs. Sie heizte im Februar die Gerüchte um eine mögliche Präsidentschaftskandidatur ihres Mannes an. In einem Interview erklärte sie, dass sie sich für ihren Mann kein zweites Mandat an der Spitze des IWF wünsche. Die Meinung seiner Frau sei ihm "sehr wichtig", sagte Strauss-Kahn dazu.
"Es sah so aus, als ob er es eilig hatte"
Der 62-jährige Politiker soll in einem New Yorker Hotel versucht haben, ein Zimmermädchen zu vergewaltigen. Eine 32-jährige Angestellte hatte am Samstag ausgesagt, Strauss-Kahn habe sich nackt auf sie gestürzt und sie dann zum Oralsex gezwungen. Der IWF-Chef wurde daraufhin wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung, versuchter Vergewaltigung und Freiheitsberaubung festgenommen. US-Ermittler holten ihn auf dem Flughafen John F. Kennedy kurz vor dem Start einer Air-France-Maschine nach Paris aus der ersten Klasse. Die Anklage soll am Sonntagnachmittag verlesen werden.
Strauss-Kahn hatte laut Polizeiangaben am Freitag in das Hotel Sofitel in New York eingecheckt und eine Suite für 3000 Dollar die Nacht bezogen. Warum sich der Politiker in New York aufhielt war nicht bekannt. Die mutmaßlich bedrängte Frau habe sich einem Kollegen anvertraut, der die Polizei alarmiert habe, hieß es.
Als die Beamten kurz darauf in dem Hotel eintrafen sei Strauss-Kahn bereits weg gewesen, sagte ein Sprecher der New Yorker Polizei. Der IWF-Chef habe sein Handy und andere persönliche Dinge im Zimmer zurückgelassen. "Es sah so aus, als ob er es eilig hatte", sagte Paul Browne.
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Dominique Strauss-Kahn in einem Polizeiwagen: Laut französischen Medien war er zur angeblichen Tatzeit mit seiner Tochter in einem Restauant.
Der IWF-Chef am Montag: Schon bald soll der Banker dem Haftrichter vorgeführt werden. Dieser muss dann über eine mögliche Kaution entscheiden.
Top-Banker in Handschellen: Strauss-Kahn wird von US-Polizisten aus einem New Yorker Polizeirevier geführt. Die Aufnahme stammt von Sonntagabend (Ortszeit).
Seine Karriere steht auf dem Spiel: Strauss-Kahn (hier Anfang April in Washington) soll versucht haben, in einem New Yorker Hotel eine Angestellte zu vergewaltigen.
Eine DNA-Analyse soll nun Klarheit bringen: Dabei soll unter anderem ermittelt werden, ob Strauss-Kahn Kratzer oder DNA-Spuren des mutmaßlichen Opfers an sich trage, etwa unter den Fingernägeln.
In der Suite 2806 des New Yorker Luxushotels Sofitel - Kostenpunkt 3000 Dollar die Nacht - soll Strauss-Kahn versucht haben, eine 32-jährige Angestellte zu Anal- und Oralverkehr zu zwingen.
Die 32-Jährige offenbarte sich Kollegen. Strauss-Kahn wurde am Flughafen festgenommen und mittlerweile angeklagt.
Der Skandal sorgte am Wochenende weltweit für Schlagzeilen, wie hier auf den Titelseiten der "New York Daily News" und der "New York Post".
Ein Ermittler der New Yorker Polizei bei einer improvisierten Pressekonferenz: Strauss-Kahn ist vermutlich in der "Special Victims Unit" untergebracht. Seinen Anwälten zufolge will er auf "nicht schuldig" plädieren.
Polizisten im Sofitel Hotel, wo sich der Vorfall ereignete: Die Suite, die Strauss-Kahn gebucht hatte, kostete angeblich 3000 Dollar pro Nacht. Das 32-jährige Zimmermädchen sagte aus, der IWF-Chef habe sie zweimal attackiert. Sie wurde wegen leichter Verletzungen behandelt.
Zelle statt Erste Klasse: Strauss-Kahn wurde nur zehn Minuten vor Abflug seiner Maschine am John-F.-Kennedy-Airport festgenommen. Er leistete keinen Widerstand.
Dominique Strauss-Kahn ist mit Anne Sinclair, einer franko-amerikanischen TV-Journalistin verheiratet. Vor einigen Jahren wurde eine Affäre Strauss-Kahns mit einer IWF-Mitarbeiterin bekannt; er entschuldigte sich bei seiner Frau und saß den Skandal aus.
DSK, wie er in Frankreich oft abgekürzt wird, galt als aussichtsreichster möglicher Herausforderer der Sozialisten für die Präsidentenwahl 2012. Zwischen 1997 und 1999 war er schon einmal Finanzminister. In diesem Sommer, so wurde erwartet, wollte er seine Kandidatur gegen Nicolas Sarkozy ankündigen.
Seit 2007 führt Dominique Strauss-Kahn den Internationalen Währungsfonds - Beobachtern zufolge erfüllt er die Aufgabe gut.
Strauss-Kahn mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, hier im April 2010 im Bundeskanzleramt. Strauss-Kahn war Berichten zufolge auf dem Weg zu einem weiteren Treffen mit Merkel, als er im Flugzeug festgenommen wurde.
Erst vor wenigen Wochen hatte dieses Bild in Frankreich für Aufregung gesorgt: Es zeigt DSK und seine Ehefrau im Porsche eines Freundes. Für einen Politiker der Sozialistischen Partei nicht gerade ein Ausweis von Glaubwürdigkeit.
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