Studie zu Unterernährung Fast jeder sechste Mensch hungert

Unterernährte Frau in Kenia: Hunger ist ein Problem der Entwicklungsländer
Foto: Christopher Furlong/ Getty ImagesBerlin - Armut, Konflikte und politische Instabilität haben zur Folge, dass weltweit rund eine Milliarde Menschen Hunger leiden. Die meisten von ihnen leben in Afrika und Asien. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Welthunger-Index hervor. Demnach ist die Hungersituation in 29 Entwicklungsländern, den meisten von ihnen auf dem afrikanischen Kontinent, "alarmierend" oder sogar "extrem alarmierend".
Weltweit hungern nach Schätzungen der Uno-Ernährungsorganisation FAO rund 925 Millionen Menschen. Das ist beinahe jeder sechste Mensch auf der Erde. Im Vergleich zum Welthunger-Index 2008 sind die Werte im Durchschnitt nur leicht gesunken. Damals galt die Lage in 33 Staaten als gravierend. Das Ziel der Industrienationen, die Zahl der Hungernden bis 2015 im Vergleich zu 1990 zu halbieren, hält die Hilfsorganisation dennoch für unerreichbar.
Besonders gravierend sei die Lage in Afrika südlich der Sahara, vor allem in der Demokratischen Republik Kongo, in Burundi, Eritrea und im Tschad. Mit Ausnahme von Haiti und dem Jemen liegen alle Länder, in denen die Situation als "alarmierend" eingestuft wird, in Afrika. Auf dem Hunger-Index rangieren aber auch Länder in Südasien ganz weit hinten. Das größte darunter ist Indien.
Für ihre Untersuchung werteten das Forschungsinstitut IFPRI, die Hilfsorganisation Concern Worldwide und die Daten aus 122 Ländern aus. Verglichen wurden der Anteil unterernährter Menschen, die Zahl untergewichtiger Kinder und die Kindersterblichkeit.
Für Experten sind die Ursachen für Hunger in Afrika vor allem Konflikte, schlechte Regierungsführung und hohe Aids-Raten. In Südasien sei der niedrige Sozialstatus von Frauen und Mädchen ein Schlüsselproblem. Sie bekämen zum Beispiel erst etwas zu essen, wenn der Rest der Familie satt sei. Auch Bildung wird ihnen in ländlichen Regionen kaum zugestanden. Ein Land habe weitaus bessere Entwicklungschancen, wenn die Rechte von Frauen gestärkt würden.
2,2 Millionen Kinder sterben jährlich den Hungertod
In diesem Jahr untersuchte die Welthungerhilfe besonders die Lage der Kinder. Demnach ist ein Drittel der Kleinkinder (195 Millionen) in Afrika und Südasien unterentwickelt, ein Viertel (129 Millionen) stark untergewichtig. Bereits in der Schwangerschaft bekommen die Mütter zu wenig Nahrung. 2,2 Millionen Kinder sterben jährlich durch Mangel- und Unterernährung.
Mangelernährung bei Kindern unter zwei Jahren stellt der Welthungerhilfe zufolge eine der größten Herausforderungen im Kampf gegen den Hunger dar. Sie habe lebenslange Auswirkungen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Betroffenen, sagte Welthungerhilfe-Präsidentin Bärbel Dieckmann. "Mütter, die als Kind schlecht ernährt waren, bringen häufig untergewichtige Kinder zur Welt. Diesen Teufelskreis der Unterernährung müssen wir durch konsequente Beratung und Förderung der ländlichen Entwicklung durchbrechen."
Die Studie wurde anlässlich des Welternährungsgipfels veröffentlicht, der am Montag in Rom begann. Im Mittelpunkt des einwöchigen Treffens des Uno-Welternährungsausschusses, in dem unter anderem Regierungsvertreter, Hilfsorganisationen und Uno-Institutionen vertreten sind, steht die Suche nach Lösungen im Kampf gegen den Hunger.
Dieckmann forderte vom Welternährungsgipfel und der Bundesregierung, mehr in die landwirtschaftliche Entwicklung und in die Bildung zu investieren. Kurzfristige außenwirtschaftliche Interessen sollten dahinter zurückstehen. Dass Entwicklungsprogramme funktionieren könnten, zeigten Erfolge in Vietnam, Nicaragua und in der Karibik.