Protest wegen Mohammed-Video Demonstranten setzen deutsche Botschaft im Sudan in Brand
Karthum - Der Zorn entlud sich nach den Freitagsgebeten: In der sudanesischen Hauptstadt Khartum haben Tausende wütende Demonstranten die Botschaften Deutschlands und Großbritanniens attackiert.
Augenzeugen zufolge warfen wütende Protestteilnehmer Steine auf die Vertretungen der beiden Länder - die beiden Botschaften liegen direkt nebeneinander. Die Demonstranten versuchten außerdem, die Haupttore der Botschaften zu stürmen.
Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge drangen Demonstranten in die deutsche Botschaft ein. Dagegen meldete der US-Sender CNN, es hätten sich keine Angreifer in dem Gebäude befunden. Übereinstimmenden Berichten der Nachrichtenagenturen dpa und AFP zufolge wurde an der deutschen Vertretung Feuer gelegt.

Sudan: Demonstranten stürmen deutsche Botschaft
Beim Sturm auf die Botschaft der Bundesrepublik holten die Demonstranten die deutsche Flagge von dem Gebäude. Stattdessen sei eine islamistische Fahne gehisst worden, berichtete ein AFP-Korrespondent. Der arabische Nachrichtensender al-Dschasira zeigte Bilder von den Protesten. Darauf waren brennende Gegenstände zu sehen. Unklar war, ob das Feuer auf der Straße oder dem Botschaftsgelände loderte.
In ersten Berichten war von insgesamt 5000 Demonstranten die Rede. Nach dem Angriff auf die deutsche und die britische Botschaft sind Tausende nun offenbar auf dem Weg zur US-Vertretung in Khartum. Dort setzt die Polizei Tränengas ein. Nach Angaben eines Reporters der Nachrichtenagentur Reuters waren am Nachmittag Schüsse zu hören, zahlreiche Demonstranten sollen über die Schutzmauer geklettert sein.
Mittlerweile hat sich die Lage vor der deutschen Vertretung beruhigt. Außenminister Guido Westerwelle teilte am Freitagnachmittag mit, dass die Mitarbeiter der Botschaft in Sicherheit seien. "Die deutsche Botschaft in Khartum ist zurzeit Ziel von Attacken durch gewaltbereite Demonstranten", erklärte Westerwelle. Er verurteilte den Sturm "auf das Schärfste", so der Minister.
Westerwelle: "Film ist keine Rechtfertigung für Gewalt"
Er verstehe die "Empörung in der islamischen Welt über das antiislamische Hass-Video", sagte Westerwelle. Der Film sei "unerträglich und verletzt die Gefühle von Millionen Menschen". Das Schmähvideo sei aber keine "Rechtfertigung für Gewalt, für die Erstürmung von Botschaften und für die Tötung von Menschen".
Westerwelle zufolge wurde der sudanesische Botschafter in Berlin bereits am Freitagmorgen einbestellt und auf die Pflicht seiner Regierung zum Schutz diplomatischer Einrichtungen hingewiesen - demnach hatte die Bundesregierung angesichts der Freitagsgebete frühzeitig eine Eskalation der Lage nicht ausgeschlossen.
Der Außenminister betonte, dass bei dem Sturm auf die Botschaft "glücklicherweise kein Personenschaden entstanden" sei. Der Krisenstab steht in Kontakt mit der diplomatischen Vertretung in Khartum. Derzeit gebe es keine Hinweise darauf, "dass wir die Reisehinweise für die gesamte islamische Welt verändern müssten", erklärte Westerwelle. Bundesbürger sollten in den betroffenen Ländern aber "nicht leichtfertig" in die Nähe von Menschenansammlungen gehen.
Botschaft war am Freitag ohnehin geschlossen
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte SPIEGEL ONLINE: "Aufgrund des islamischen Wochenendes war die Botschaft heute ohnehin geschlossen. Alle Botschaftsangehörigen sind in Sicherheit. Zurzeit berät der Krisenstab das weitere Vorgehen."
Angesichts der gewalttätigen Proteste gegen den islamfeindlichen US-Film "Unschuld der Muslime" hatte die Bundesregierung am Freitag die Sicherheitsvorkehrungen an deutschen Botschaften und Konsulaten in islamischen Ländern verschärft. Außenminister Guido Westerwelle hatte am Donnerstag angekündigt, dass die Sicherheitsmaßnahmen in den deutschen Einrichtungen verstärkt werden.
Die sudanesische Regierung hatte den Film örtlichen Berichten zufolge am Donnerstag scharf verurteilt. Islamistische Gruppen hatten daraufhin zu gewaltsamen Protesten nach dem Freitagsgebet aufgerufen.
Auch in anderen Ländern eskalierte die Situation am Freitag. So wurden Tumulte aus dem Jemen, Bangladesch, Ägypten und Indonesien gemeldet. Einen Toten gab es bei Ausschreitungen im Libanon.