Peking/Wladiwostok - Der Termin für das Manöver stehe seit langem fest, beschwichtigte das russische Verteidigungsministerium. Es sei keine Reaktion auf irgendetwas. Ähnlich äußerte sich Chinas Außenamtssprecher Liu Weimin: "Diese gemeinsame Militärübung ist seit langem zwischen China und Russland geplant, um den Frieden und die Sicherheit in der Region zu sichern."
Doch dass mit der Militärübung keine politische Botschaft verbunden ist, glaubt in Washington und anderswo vermutlich kaum jemand. Spätestens seit US-Präsident Barack Obama den Pazifikraum als neuen Brennpunkt der amerikanischen Außenpolitik benannt hat, ist es offiziell: Die Region wird der Mittelpunkt der wachsenden Konkurrenz zwischen den USA, China und Russland sein.
Umso brisanter ist, dass China und Russland am Sonntag mit ihrem gemeinsamen Marine-Manöver begonnen haben. An der sechstägigen Übung im Gelben Meer vor der Ostküste Chinas würden mehr als 4000 chinesische Marinesoldaten mit 16 Schiffen und zwei U-Booten teilnehmen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Die russische Marine sei mit sieben Kriegsschiffen vertreten.
Demnach sollen bei dem Manöver vor allem gemeinsame Luftabwehr, die Bekämpfung von U-Booten sowie Such- und Rettungseinsätze geübt werden. Zudem sollen Anti-Terror-Einsätze und die Befreiung gekaperter Schiffe geprobt werden. China und Russland halten seit 2005 gemeinsame Militärmanöver ab.
Wachsende Spannungen im Pazifikraum
Das Manöver erfolgt in Zeiten wachsender Spannungen zwischen China und seinen asiatischen Nachbarn, die mit Sorge auf die steigenden Militärausgaben Pekings blicken. Hinzu kommen territoriale Streitigkeiten. So beanspruchen sowohl China als auch Japan mehrere Inseln im fischreichen Ostchinesischen Meer für sich, um die auch lukrative Energieressourcen vermutet werden.
Im Südchinesischen Meer wiederum streitet sich China mit den Philippinen um die Spratly-Inseln, um die wichtige internationale Handelsrouten verlaufen. Zudem werden im Meeresboden rund um die Inseln große Rohstoffvorkommen vermutet. Auch Vietnam, Taiwan, Malaysia und das Sultanat Brunei sind stark an den kleinen Inseln interessiert - und auf manchen sogar militärisch präsent.
Zugleich wollen die USA ihren Einfluss im asiatisch-pazifischen Raum militärisch wie wirtschaftlich ausbauen. Das habe für seine Regierung oberste Priorität, betonte Obama während seiner Ansprache beim Gipfeltreffen der Südostasiatischen Staatengemeinschaft (Asean) in Indonesien mehrfach. Besonders die militärische Entwicklung Chinas wird in Washington misstrauisch beobachtet.
Mit entsprechender Wucht beteiligen sich die USA derzeit an ihrem regelmäßig durchgeführten Manöver mit den Philippinen. "Balikatan 2012" heißt die Aktion, die parallel zur russisch-chinesischen Waffenschau stattfindet. "Schulter an Schulter" bedeutet der Titel in Tagalog, der wichtigsten Sprache auf den Philippinen. Rund 6800 Soldaten nehmen teil. Zwei Drittel kommen aus den USA, die anderen von den Philippinen sowie aus Japan, Australien und Südkorea. Die Aktion läuft noch bis zum 27. April.
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