

Seoul - Das bislang größte Wintermanöver des südkoreanischen Militärs hat neue Spannungen auf der koreanischen Halbinsel provoziert - und den Ton zwischen den Nachbarländern erneut verschärft. Die Führung in droht nun mit einem "Heiligen Krieg" und dem Einsatz von Atomwaffen gegen Südkorea.
Die amtliche Nachrichtenagentur KCNA zitierte am Donnerstag Verteidigungsminister Kim Yong Chun mit den Worten, die Armee sei bereit, einen "Heiligen Krieg" zu führen und dabei atomare Abschreckungsmittel einzusetzen. Zuvor hatte Pjöngjang die südkoreanische Armee als "kriegstreiberisch" bezeichnet. Sie sei "darauf versessen, Nordkorea zu überfallen".
Die eine knappe Stunde dauernde großangelegte Übung der Südkoreaner fand nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Seoul in Pocheon, etwa 30 Kilometer südlich der Grenze zu Nordkorea, statt. An der Übung mit scharfer Munition waren 800 Soldaten, Kampfjets, Hubschrauber, Panzer, Artilleriegeschütze und Langstreckenraketen beteiligt.
Südkorea kündigt "harte Antwort" an
Die Militärübung war als Reaktion auf den nordkoreanischen Artilleriebeschuss angesetzt worden, bei dem vor genau einem Monat zwei südkoreanische Soldaten und zwei Bauarbeiter auf der Insel Yeonpyeong ums Leben kamen. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist seither angespannt. Der kapitalistische Süden und der stalinistisch regierte Norden geben sich gegenseitig die Schuld an der militärischen Eskalation.
Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak kündigte im Falle neuerlicher nordkoreanischer Angriffe eine "harte Antwort" an. "Ich war der Meinung, dass wir den Frieden sichern können, wenn wir Geduld haben, aber das war nicht der Fall", sagte Lee bei einem Truppenbesuch an der Grenze.
Die Militärmanöver hätten rein defensiven Charakter. Auch die USA verwiesen darauf, dass die Übungen vorher angekündigt seien und lediglich Verteidigungszwecken dienten. Die Vereinigten Staaten haben in Südkorea 28.500 Soldaten stationiert. Das Weiße Haus warnte Nordkorea zugleich vor einer gewaltsamen Reaktion.
China, Nordkoreas wichtigster Verbündeter, rief am Donnerstag zur Zurückhaltung auf. "Die gegenwärtige Situation bleibt hoch kompliziert und heikel", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking. "Wir appellieren an die beteiligten Parteien, Ruhe zu bewahren, Zurückhaltung zu üben und eine verantwortungsbewusste Haltung einzunehmen."
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Südkoreanische Panzerhaubitzen feuern auf einem Truppenübungsplatz in Pocheon scharfe Munition ab. Die Übung mit Beteiligung amerikanischer Einheiten sollte nach Angaben aus Seoul die größte werden, die im Land je durchgeführt wurde. Vorausgegangen waren immer stärker werdende Spannungen mit dem Nachbarstaat Nordkorea.
Eine Explosion erschüttert die Bergregion, in der der Übungsplatz liegt. Beteiligt an dem Manöver sind Bodentruppen und Luftwaffeneinheiten.
Ein Hubschrauber des Typs AH-1S Cobra feuert mehrere Salven aus dem Bordmaschinengewehr auf ein vorgegebenes Ziel.
Die Südkoreaner testen auch ihre Raketenwerfer bei der Übung. Die Fahrzeuge stehen rund 30 Kilometer von der schwer geschützten innerkoreanischen Grenze entfernt.
Südkoreanische Panzer schießen während des Großmanövers ebenfalls auf vorgegebene Ziele. Die Übung soll vor allem militärische Stärke gegenüber dem verfeindeten Nordkorea demonstrieren.
Staatspräsident Lee Myung Bak posiert mit den Soldaten, die an dem Manöver beteiligt sind, für ein Gruppenfoto. Der Politiker informiert sich vor Ort über den Verlauf der Übung.
Am Tag vor der Übung patrouilliert ein südkoreanischer Soldat an der innerkoreanischen Grenze.
Chinesische Touristen spähen mit einem Fernrohr Richtung innerkoreanischer Grenze, um einen Blick auf das Manöverspektakel zu erhaschen.