#illridewithyou in Sydney Solidarität in der Stunde der Angst

Ein mutmaßlich islamistischer Terrorist hat in Sydney Geiseln genommen. Muslime fürchten nun Racheakte. Doch die Australier setzen ein Zeichen der Solidarität - unter dem Twitter-Hashtag #illridewithyou.

Sydney/Hamburg - Alles fing an mit besorgten Anrufen beim lokalen Radiosender: Mehrere Muslime meldeten sich am Montag bei 702 ABC Sydney. Wegen der Geiselnahme in einem Café in der Innenstadt, für die mutmaßlich ein islamistischer Terrorist verantwortlich ist, fürchteten sie Übergriffe gegen Muslime, sagten sie dem Sender.

Eine andere Beobachtung teilte die Australierin Rachael Jacobs über Facebook: "...Und die (mutmaßlich) muslimische Frau, die neben mir im Zug sitzt, nimmt still ihr Kopftuch ab", schrieb sie. "...Ich bin ihr am Bahnhof hinterher gerannt. Ich sagte: 'Setzen Sie es wieder auf. Ich werde mit Ihnen gehen.' Sie fing an zu weinen und hat mich eine Minute lang umarmt - dann ist sie allein weitergelaufen."

Diese Geschichte und die Anrufe beim Radiosender verbreiteten sich rasend schnell über Facebook und Twitter. Die Fernsehjournalistin und Autorin Tessa Kum bot an, Muslime zu begleiten, die Angst vor Beleidigungen oder tätlichen Angriffen haben.

Als Hashtag schlug sie vor: #illridewithyou:

Bald beteiligten sich Tausende an der Aktion.

Inzwischen ist #illridewithyou  weit mehr als nur eine Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten. Unter dem Hashtag bringen die Australier ihre Solidarität mit den Muslimen im Land zum Ausdruck. Ihre Botschaft: Den islamistischen Terroristen darf es nicht gelingen, die Gesellschaft zu spalten.

Mittlerweile ist #illridewithyou weltweit zum Trending Topic bei Twitter aufgestiegen. In der Stunde der Angst um die Geiseln und der Furcht vor islamistischem Terror liefert Australien der Welt ein Beispiel der Solidarität.

syd
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren