Offensive in Nordsyrien Amnesty International wirft Türkei Kriegsverbrechen vor

Menschenrechtler erheben schwere Vorwürfe gegen die türkische Armee und mit ihr verbündete Milizen: Es geht um Angriffe auf Wohngebiete und den Tod einer kurdischen Politikerin.
Kämpfer einer protürkischen Miliz nahe Ras al-Ain: "Rücksichtslose Angriffe"

Kämpfer einer protürkischen Miliz nahe Ras al-Ain: "Rücksichtslose Angriffe"

Foto: Aboud Hamam/REUTERS

Amnesty International wirft den türkischen Streitkräften und den mit ihnen Verbündeten syrischen Rebellen Kriegsverbrechen vor. Sie hätten während der Offensive in Nordostsyrien gegen Kurdenmilizen auch Zivilisten getötet und verletzt, heißt es in einem Bericht  der Menschenrechtsorganisation.

Demnach liegen Beweise etwa für "rücksichtslose Angriffe in Wohngebieten" vor, unter anderem auf ein Wohnhaus, eine Bäckerei und eine Schule. In dem Report geht es auch um den Tod einer syrisch-kurdischen Politikerin.

Amnesty-Recherchen zufolge sollen von der Türkei unterstützte syrische Rebellen sie geschlagen und erschossen haben. Angebliche Videos vom Tatort kursierten auch im Internet. Die Rebellen hatten die Anschuldigungen zurückgewiesen.

Augenzeugen, Videomaterial, Berichte von Ärzten

Amnesty bezieht sich für den Bericht auf Interviews mit 17 Augenzeugen sowie Videomaterial und Dokumente wie Berichte von Ärzten.

Die Türkei hatte am 9. Oktober eine Militäroffensive gegen die Kämpfer der kurdischen YPG-Miliz in Nordsyrien begonnen. Die türkische Regierung betrachtet die YPG als einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit als Terrororganisation. Für die USA waren die Kurdenkämpfer hingegen enge Verbündete im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat".

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte vom Donnerstag sind seit Beginn der Offensive mindestens 72 Zivilisten, mehr als 220 Kämpfer der von den Kurden dominierten Syrian Democratic Forces (SDF) und mehr als 180 mit der Türkei verbündete Rebellen getötet worden.

asa/dpa
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