Russlands Einsatz in Syrien Der Westen glaubt Putin nicht

Putin und Obama vor wenigen Tagen in New York: Was will Russland in Syrien?
Foto: RIA NOVOSTI/ REUTERSWem gelten die Luftschläge Russlands in Syrien? Wladimir Putin nennt die Intervention seines Landes den "einzigen Weg im Kampf gegen den internationalen Terrorismus". Die offizielle Version des Verteidigungsministeriums in Moskau lautet: Mit 20 Luftangriffen wurden acht Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) beschossen.
Dem russischen Generalmajor Igor Konaschenkow zufolge wurden IS-Munitionsdepots und -Treibstofflager sowie Kommandostellen im Gebirge vollständig zerstört. Ziele in der Nähe von "zivilen Objekten" seien nicht angegriffen worden. Das Verteidigungsministerium veröffentlichte Videobilder des Einsatzes.
Der Darstellung glauben viele im Westen nicht. US-Verteidigungsminister Ashton Carter sagte über die russischen Bomber: "Es scheint, dass sie in Gegenden waren, wo vermutlich keine IS-Kräfte waren." Russlands Einsatz drohe die Lage eskalieren zu lassen. "Das russische Vorgehen ist zum Scheitern verurteilt", sagte er.
US-Außenminister John Kerry beschwerte sich laut einem US-Vertreter bei seinem Moskauer Amtskollegen Sergej Lawrow: Die Luftschläge seien "kontraproduktiv", er sei zutiefst besorgt.
Im Video: Russland fliegt Luftangriffe in Syrien
Ähnlich sehen es syrische Aktivisten: Ihnen zufolge attackierten die russischen Kampfflugzeuge Orte nördlich von Homs, die von gemäßigten Rebellen gehalten werden. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, die bombardierten Gebiete stünden nicht unter IS-Kontrolle, sondern würden von gemäßigten Rebellen gehalten, die ein demokratisches Syrien aufbauen wollten.

Angriffe in Syrien: Wen bombardiert Russland wirklich?
Nach Angaben der Aktivisten gibt es in der angegriffenen Region allerdings auch Stellungen der Nusra-Front, des syrischen Ablegers des Terrornetzwerks Al-Qaida, sowie der radikal-islamischen Gruppe Ahrar al-Scham. Russland sei durch die Angriffe zum Partner des Regimes bei der Tötung des syrischen Volkes geworden, finden die Menschenrechtler. Ihnen zufolge starben bei den Angriffen mindestens 27 Menschen. Der Präsident der wichtigsten Oppositionsgruppe Syrische Nationale Koalition sprach von 36 getöteten Zivilisten.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier verlangte von Moskau schnellstmögliche Aufklärung über die Ziele der Angriffe. Er habe "keine wirklich belastbaren Hinweise über Ziele und Methoden dieser Luftschläge", sagte er.
Die Regierung in Moskau ist einer der letzten Verbündeten des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Der Westen fürchtet, dass Assad eine Intervention seines Partners zum Kampf gegen die Opposition und die Zivilbevölkerung nutzen könnte.
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