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Syrienkrieg: Die Offensive auf Daraa

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Syrischer Bürgerkrieg Assads grausame Sommeroffensive

Das Regime von Machthaber Assad attackiert gemeinsam mit Russland Rebellen in Südsyrien. Nächstes Ziel: Daraa. Zehntausende Menschen sind auf der Flucht. Die Uno warnt vor der größten Schlacht seit Kriegsbeginn.

Die Welt schaut nach Russland, auf die WM - und Moskaus Militärstrategen nach Syrien, auf die Südprovinz Daraa. Dort gehen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad unterstützt von der russischen Luftwaffe in die lang erwartete Offensive.

Die Region nahe der jordanischen Grenze ist neben Idlib die letzte große Rebellenhochburg im Bürgerkriegsland. Allein in der Nacht zu Donnerstag soll es der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge mehr als 50 Angriffe auf das Umland der Provinzhauptstadt Daraa gegeben haben, wo die Revolution gegen das Assad-Regime 2011 begann.

Syrische Armee bombardiert Krankenhäuser

Bereits in der vergangenen Woche sollen Assads Soldaten Fassbomben auf Daraa abgeworfen haben. Auch am Boden gibt es Kämpfe. Die syrische Armee hat begonnen, Keile in das Rebellengebiet zu treiben und damit die Region aufzuspalten.

Nach Angaben von Aktivisten und Oppositionsmedien sollen mittlerweile drei Krankenhäuser in der Region aufgrund von massivem Beschuss außer Betrieb sein. Zehntausende Menschen sind nach Uno-Angaben auf der Flucht. Das Kinderhilfswerk Unicef spricht allein von etwa 20.000 Kindern.

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Syrienkrieg: Die Offensive auf Daraa

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Die Kämpfe drohen die humanitäre Krise in Südsyrien zu verschärfen. Denn bisher werden internationale Hilfslieferungen von Jordanien aus dorthin geliefert - über den Grenzübergang bei Daraa-Stadt, der nun ins Zentrum der aktuellen Offensive rückt. Bereits jetzt mussten die Lieferungen aus Sicherheitsgründen vorübergehend eingestellt werden.

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Für ein solches Szenario haben die Helfer zwar vorgesorgt und Hilfslieferungen in Südsyrien eingelagert. Allerdings können sie den Menschen keinen Schutz vor den Kämpfen bieten. Sie könnten schon bald in der Falle zu sitzen. Es gibt kaum noch offene Fluchtwege:

  • westlich von Daraa liegt die Grenze zum verfeindeten Israel, die geschlossen ist,
  • südlich die Grenze mit Jordanien, die seit zwei Jahren zu ist,
  • nördlich und östlich von Daraa grenzen Gebiete an, die vom syrischen Regime kontrolliert werden und in die Zivilisten aus der nun umkämpften Provinz nicht flüchten dürfen.

Staffan de Mistura, der Uno-Sondergesandte für Syrien, warnte, die Offensive auf Daraa könne zu einer Schlacht werden, noch schlimmer als jene um Aleppo und Ost-Ghuta zusammen. Schwer vorstellbar, aber das Vorgehen des Regimes erinnert bereits jetzt an diese beiden ehemaligen Städte, die heute Trümmerwüsten sind.

In Ost-Ghuta etwa wurden die Rebellen und Menschen im Frühjahr durch syrische und russische Bombardierungswellen zermürbt - mindestens 1700 Zivilisten kamen dabei ums Leben.

Gleichzeitig drangen am Boden die mit Damaskus verbündeten Milizen vor, spalteten das Rebellengebiet in kleinere Stücke auf und schlossen mit den geschwächten Einzelteilen Kapitulationsabkommen ab. In Daraa zeichnet sich nun Ähnliches ab.

USA lassen Rebellen im Stich

Die Rebellengruppen in Südsyrien zählten lange zu den schlagkräftigsten. Das lag auch daran, dass sie über die jordanische Grenze hinweg Unterstützung bekamen aus dem Westen und von den Golfstaaten.

Allerdings zerstritten sich die Unterstützer, die Hilfe wurde weniger. Nun haben die USA ihren einstigen Verbündeten ausrichten lassen, dass sie nicht mehr auf sie zählen sollten. Israel blickt unterdessen mit Sorge auf die Kämpfe. Das Land hält die Golanhöhen besetzt, die an die vermeintliche, von Russland, Jordanien und den Vereinigten Staaten vor etwa einem Jahr festgelegte "Deeskalationszone Daraa" grenzen.

Jerusalem hat bereits klargemacht, dass die Armee nicht zuschauen werde, wenn die von Iran gestützte schiitische Hisbollah-Miliz oder andere, irantreue Milizen, die auf der Seite von Assad kämpfen, näher an seine Grenzen kommen sollten. Einen offenen Konflikt will man aber gleichzeitig auch vermeiden. Das syrische Regime könnte also mit seiner Sommeroffensive Erfolg haben.

Syrien und Russland gegen neue OPCW-Richtlinie

An der diplomatischen Front mussten Syrien und Russland hingegen am Mittwoch eine Niederlage einstecken: Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) hat gegen ihren Widerstand durchgesetzt, dass die Ermittler künftig auch die Verantwortlichen eines C-Waffen-Angriffs namentlich nennen darf.

Bislang durfte die Behörde lediglich prüfen, ob - und wenn ja - wo, diese eingesetzt wurden. Syrien hat mehrmals Chemiewaffen beim Kampf gegen Rebellen verwendet. Russland hat bereits erklärt, die neuen Befugnisse der OPCW nicht anzuerkennen.

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