Syrienkrieg Dutzende Tote bei Luftangriffen in Idlib

Bergungsarbeiten in Idlib
Foto: OMAR HAJ KADOUR/ AFPRussische Armee und syrische Regierungstruppen haben mit ihrer Offensive gegen das letzte große von Rebellen kontrollierte Gebiet in Syrien begonnen. Bei Luft- und Artillerieangriffen auf Orte in den nordsyrischen Provinzen Idlib und Aleppo sind seit Freitagfrüh mehr als 40 Menschen getötet worden, darunter mindestens vier Kinder.
Allein bei Luftangriffen auf die Kleinstadt Urum al-Kubra wurden am Freitag 18 Zivilisten getötet und Dutzende weitere verletzt, melden die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und Mediziner vor Ort. Urum al-Kubra geriet vor knapp zwei Jahren in die Schlagzeilen, als bei einem Luftangriff auf einen Uno-Hilfskonvoi mehr als 20 Menschen getötet wurden. Die unabhängige Untersuchungskommission der Vereinten Nationen für Syrien machte das syrische Militär für den Luftschlag vom Oktober 2016 verantwortlich.
Auch aus dem südlichen Teil der Provinz Idlib melden Augenzeugen die heftigsten Angriffe seit einem Jahr. Über der Stadt Chan Scheichun habe das russische Militär Kampfflugzeuge eingesetzt, syrische Militärhubschrauber hätten Fassbomben abgeworfen. Mindestens 50 Häuser seien zerstört worden. Am 4. April 2017 hatte das Regime von Diktator Baschar al-Assad in Chan Scheichun das Nervengift Sarin eingesetzt und damit Dutzende Zivilisten getötet. (Lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen des Angriffs)
Uno: "Eine Million Kinder in Idlib - erschöpft und angsterfüllt"
In der Provinz Idlib an der Grenze zur Türkei leben rund 2,5 Millionen Menschen, darunter Hunderttausende Flüchtlinge aus anderen Landesteilen. Zehntausende Rebellen wurden im Zuge von Vereinbarungen mit der Regierung dorthin gebracht. Im Juli hatte Assad eine großangelegte Offensive gegen Idlib angekündigt. In dem Gebiet befänden sich Zehntausende Terroristen, die Eroberung der Region habe daher für die syrische Armee höchste Priorität.
Das Uno-Kinderhilfswerk Unicef fürchtet die nächste humanitäre Katastrophe in Syrien: "Es gibt mehr als eine Million Kinder in Idlib: erschöpft vom Krieg, angsterfüllt vor der Ungewissheit, der Gewalt und weiterer Vertreibung."
Die Vereinten Nationen haben an die Türkei appelliert, im Falle eines Vormarsches der Assad-Truppen, die Grenze zu öffnen. Bislang zeigt sich Ankara aber nicht gewillt, diesen Schritt zu tun. Die Türkei hat bereits rund 3,5 Millionen Kriegsflüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Zudem hat die türkische Armee in Idlib zwölf sogenannte Beobachtungsposten eingerichtet, in denen insgesamt rund tausend Soldaten stationiert sind. Es ist jedoch fraglich, dass die türkischen Truppen einen Vormarsch der syrischen Armee unterbinden können.