USA und Russland im Syrien-Konflikt Sie telefonieren wieder miteinander

Russlands Verteidigungsminister Shoigu: 50 Minuten am Telefon
Foto: Pavel Golovkin/ APZwischen Russland und den USA zeichnet sich eine Abstimmung ihrer Militärstrategien im syrischen Bürgerkrieg ab. Der amerikanische Verteidigungsminister Ashton Carter vereinbarte am Freitag in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Sergej Schoigu, Maßnahmen zur Lösung des Konflikts sowie den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) näher zu erörtern. Moskau hatte nach Angaben von US-Außenminister John Kerry derartige bilaterale Militärgespräche vorgeschlagen.
Das "konstruktive" Telefonat habe rund 50 Minuten gedauert, teilte das Pentagon mit. Russlands Verteidigungsministerium erklärte laut der Nachrichtenagentur RIA, bei den meisten Themen hätten sich gemeinsame Interessen gezeigt. Es war der erste direkte Kontakt auf militärischer Ebene zwischen Washington und Moskau seit mehr als einem Jahr. Die USA hatten den Dialog im März 2014 wegen der Ukrainekrise eingefroren.
Russland hatte am Freitag nicht ausgeschlossen, mit Bodentruppen auf der Seite von Baschar al-Assad in den Bürgerkrieg einzugreifen. Moskau unterstützt den Diktator mit Waffenlieferungen. Die syrischen Regierungstruppen sind seit Ausbruch der Aufstände 2011 zunehmend in der Defensive. Syriens Außenminister Walid al-Muallim erklärte jüngst, sollten russische Truppen nötig sein, werde man sie anfordern.
Islamisten attackieren Schiiten-Orte
Die USA lehnen die russische Unterstützung Assads aber ab. Sie hatten sich zuletzt aber offen für militärtaktische Gespräche mit Moskau gezeigt. Ein russischer Beitrag zum Kampf gegen den IS würde begrüßt, hieß es aus Washington. Auch Deutschland vertritt diese Linie. "Wir würden uns wünschen, dass Russland sich in einem abgestimmten Format auch am Kampf gegen den IS beteiligt", erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts.
Die USA bekämpfen den IS in Syrien und im Irak mit Luftangriffen, schließen den Einsatz von Bodentruppen aber aus. Eine Zusammenarbeit mit Assad lehnen die USA ab. Nachhaltige Erfolge hat der US-Einsatz bislang kaum gebracht. Obwohl kurdische Milizen Geländegewinne im Norden des Landes erzielten, bleibt der IS die dominierende Kraft neben den Truppen Assads.
Islamistische Rebellen sollen am Freitag zwei schiitische Ortschaften in der von sunnitischen Milizen dominierten syrischen Provinz Idlib schwer unter Feuer haben. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, brachten die Angreifer mindestens fünf mit Sprengstoff bestückte Fahrzeuge zur Explosion und schossen mehr als 370 Mörsergranaten auf die Dörfer Fuaa und Kafraja. Über mögliche Opfer war zunächst nichts bekannt. Die beiden seit Monaten belagerten Dörfer sind die einzigen Orte in der Region, die noch unter Kontrolle der syrischen Regierung sind.