Russischer Stützpunkt in Latakia (Satellitenbild vom 17.9.2015): "Erste Phase abgeschlossen"
Foto: AP/dpaRussland verlegt weiter Militärgerät und Truppen nach Syrien, das melden mehrere Zeitungen aus den USA und Großbritannien. So hat Moskau offenbar 24 weitere Kampfflugzeuge der Typen Su-24 und Su-25 zur Luftwaffenbasis Latakia entsandt. Latakia liegt nördlich der Hafenstadt Tartus. Dort unterhält Russland seit Jahren einen bislang eher unbedeutenden Marinestützpunkt, der nach jüngsten Berichten allerdings massiv ausgebaut wird.
Insgesamt soll Russland damit jetzt über 28 Kampfflugzeuge in Latakia verfügen, berichtet die "Financial Times" unter Verweis auf einen namentlich nicht genannten US-Beamten. Weiterhin offenbar in Latakia stationiert: 15 russische Militärhubschrauber der Typen Mi-8 und Mi-24, neun Panzer vom Typ T-90 und rund 500 Marineinfanteristen. In der vergangenen Woche war noch die Rede von 200 russischen Soldaten in Latakia gewesen.
Nach Informationen der "Financial Times" will Moskau bis zu 2000 Militärs in Latakia stationieren. Die Information komme von einem russischen Beamten in Moskau, der mit der Syrien-Frage vertraut sei. Mit der Stationierung der Soldaten werde dann "die erste Phase der russischen Militärmission in Syrien" abgeschlossen, so der Gesprächspartner der "Financial Times".
Der Kreml bestreitet offiziell vehement, in Syrien eine Militärintervention zu planen. Entsprechende Berichte bezeichnete die Sprecherin des russischen Außenministeriums als "Hysterie".
Wladimir Putin hat den Westen dazu aufgerufen, eine gemeinsame Koalition im Kampf gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" zu bilden. Russland besteht aber darauf, dass Syriens Diktator Baschar al-Assad im Amt bleibt. Der Westen hat das immer abgelehnt.
Unterstützung für Russlands Position kommt aus Iran. Teherans Vize-Außenminister Hossein Amir Abdollahian sagte, er begrüße Putins Vorstoß. In jedem Falle müsse "Assad Teil der politischen Regulierung" werden.
Nach Angaben des russischen Außenministeriums wurde die russische Botschaft in Damaskus unterdessen Ziel eines Angriffs. Das Gebäude sei mit einem Granatwerfer beschossen worden. Schaden sei nicht entstanden. Moskau verurteilte den "kriminellen Beschuss" und machte die syrische Opposition dafür verantwortlich. Es handele sich dabei zwar nicht um Gefolgsleute des "Islamischen Staates". Die Angreifer hätten aber "ausländische Sponsoren".
Man erwarte, dass die internationale Gemeinschaft klar Position beziehe und den Angriff verurteile. Allerdings seien Worte allein nicht genug, man brauche "konkrete Taten", so das Außenministerium.
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Russlands Armee baut ihre Präsenz im Nordwesten Syriens aus. Im Umland der Hafenstadt Latakia entstehen derzeit offenbar zwei weitere Stützpunkte. Darauf deuten diese Satellitenaufnahmen vom 13. September hin, die von der Militärfachzeitschrift "IHS Jane's" veröffentlicht wurden. Zu sehen sein sollen Zelte und Fahrzeuge.
In den vergangenen Tagen und Wochen gab es immer wieder neue Vermutungen und Informationen über eine mögliche russische Offensive Syrien. So sind auf diesen Aufnahmen vom 4. September auf dem Flughafen Bassel al-Assad in Latakia kaum Hinweise für eine russische Militärpräsenz zu entdecken - noch nicht.
Foto vom 15. September 2015: Elf Tage später haben Experten des amerikanischen Think-Tanks Stratfor neben einer An-124 mit einer IL-76 ein zweites russisches Transportflugzeug identifiziert. Hinzu kommen Panzer (Tanks), Schützenpanzer (APC) und Artillerie-Einheiten.
Neue Lieferung aus Moskau? Ein Satellitenfoto vom 15. September zeigt eine Transportmaschine vom Typ An-124, die mit geöffneter Ladeklappe auf einer der beiden Landebahnen steht.
Russische Su-25-Kampflugzeuge: Die Maschinen gehören zu den drei Jet-Typen, die Russland nach bisherigen Kenntnisstand nach Latakia entsandt haben soll. Die Flugzeuge können zwar große Höhen erreichen, sind aber eigentliche für die Unterstützung von Bodentruppen entworfen worden. Laut Experten spricht der Einsatz der Su-25 dafür, dass Moskau weitreichende Angriffe plant, um das Assad-Regime am Boden zu stärken.
Die Satellitenaufnahmen zeigen angeblich Transport-Lkw und installierte Artillerie am Flughafen Latakia.
An-124 in Latakia: Dieses Foto vom 12. September hat die syrische Nachrichtenagentur Sana veröffentlicht. Zwei russische Transportflugzeuge sollen demnach Hilfsgüter nach Syrien gebracht haben.
Beladung einer An-124 (Flughafen Parchim, Februar 2009): Das Cargoflugzeug kann problemlos ganze Eisenbahnwagen, Lkw und Panzer transportieren.
Satellitenfoto des Flughafens Bassel al-Assad: Russland baut in Latakia offensichtlich eine neue Militärbasis auf.
Auf den Satellitenaufnahmen wollen Experten zwei Kamphubschrauber vom Typ Mi-24 identifiziert haben. Hier ist ein solcher Helikopter bei einer Übung im Oktober 2003 in Kasachstan zu sehen.
Außerdem sollen in Latakia inzwischen auch zwei Transporthubschrauber vom Typ Mi-17 stationiert sein. Zu sehen sind hier drei solcher Maschinen beim Flug über Kasachstan (Oktober 2007).
Auf den aus dem Orbit geschossenen Bildern sind Hubschrauber, diverse Schützenpanzerwagen (BTR-series APC) und auch sechs Panzer zu erkennen - vermutlich vom Typ T-90.
Russischer T-90 bei Manöver im Ural (Juli 2002): Die Kampfpanzer sind knapp 50 Tonnen schwer und haben drei Mann Besatzung.
IL-76 (zivile Version): Dutzende Male sollen russische Transportflugzeuge seit Anfang September in Latakia gelandet sein - darunter auch Maschinen vom Typ IL-76.