Syrien Russische Einmischung löst Aufrüstung aus

Die russischen Luftangriffe in Syrien haben nach Aussagen von Rebellen gegenüber der "New York Times" einen regelrechten Stellvertreterkrieg in Gang gesetzt. Sie bekämen plötzlich mehr Waffen, so die Kommandeure - angeblich mit Billigung der USA.
Rebell in Syrien beim Abschießen einer Panzerabwehrrakete: "Wir bekommen, wonach wir fragen"

Rebell in Syrien beim Abschießen einer Panzerabwehrrakete: "Wir bekommen, wonach wir fragen"

Foto: © Stringer . / Reuters/ Reuters

Aussagen von Rebellenkommandeuren legen nahe, dass mit dem Beginn der russischen Einmischung in Syrien auch die Kampfbereitschaft der Rebellen steigt - und dass die Assad-Gegner seitdem schneller an Waffen gelangen.

Die "New York Times" zitiert in einem Onlinebericht  Kommandeure der Aufständischen gegen Machthaber Assad, die aussagen, sie bekämen seit der russischen Intervention zum ersten Mal großzügige Unterstützung in Form von in den USA hergestellten Panzerabwehrraketen. An die Front geliefert würden die Waffen von US-Verbündeten in Syrien - wohl mit Billigung der USA. Saudi-Arabien hat demnach 2013 13.000 in den USA hergestellte Panzerabwehrraketen vom Typ TOW bestellt.

"Wir bekommen in sehr kurzer Zeit das, wonach wir fragen", zitiert die "New York Times" einen Kommandeur. Innerhalb von zwei Tagen habe seine Einheit sieben gepanzerte Fahrzeuge mit sieben TOW-Panzerabwehrraketen zerstört. Der Anführer einer anderen Rebellengruppe gab demnach zu Protokoll: "Wir können so viel kriegen, wie wir wollen und wann wir es brauchen." Auch er sagt, Russlands Eintritt in den Konflikt habe den Unterschied gemacht.

Die Rebellen drängen seit Längerem auch auf die Lieferung von Flugzeugabwehrraketen, um sich gegen die Luftangriffe der Regimetruppen zu wehren - nun haben sie laut "New York Times" diese Forderung erneuert, um auch gegen russische Jets vorzugehen.

Wer herrscht wo? Karte von Syrien

Wer herrscht wo? Karte von Syrien

Foto: SPIEGEL ONLINE

Die "New York Times" schreibt weiterhin, mit Beginn der russischen Angriffe steige bei allen Konfliktparteien in Syrien der Kampfeswille, die politischen Positionen würden sich weiter verhärten, und eine diplomatische Lösung würde immer unwahrscheinlicher. Ein Vertreter der Regimetruppen von Machthaber Assad, die Russland unterstützt, sagte demnach, man werde neue Fakten am Boden schaffen.

Sowohl die USA als auch Russland geben an, in Syrien den "Islamischen Staat" (IS) zu bekämpfen, allerdings hat Russland eingeräumt, auch andere Milizen, die gegen das Regime von Assad kämpfen, ins Visier zu nehmen - während die USA oppositionelle Milizen, darunter die kurdischen YPG und arabische Kämpfer, stützen. Die USA haben ihre Unterstützung für die Rebellen jetzt verstärkt und im Norden des Landes offenbar 50 Tonnen Munition für die Aufständischen abgeworfen. Dies sei Teil einer Strategie, die in der vergangenen Woche vorgestellt wurde, sagte ein Mitarbeiter des US-Militärs. Ziel ist es demnach, die moderaten Rebellen zu stärken, die gegen den IS kämpfen - und gegen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad.

Vor zwei Wochen hatte Russland US-Angaben zufolge Angriffe auf ein Lager der "Freien Syrischen Armee" geflogen, deren Kämpfer der US-Geheimdienst CIA trainiert hatte.

Kurz darauf hatte US-Präsident Barack Obama aber die Einschätzung zurückgewiesen, dass Washington sich mit Moskau in einem Stellvertreterkrieg befinde. Dies sei kein "Schachspiel zwischen Supermächten", sagte Obama.

anr
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