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Bodenoffensive Türkei schickt weitere Panzer nach Syrien

Die Türkei verstärkt ihre Bodenoffensive im Norden Syriens. Weitere zehn Panzer sollen laut Medien über die Grenze gerollt sein. Die Regierung will die Kurdenmiliz YPG über den Euphrat zurückdrängen.

Begleitet von schweren Geschützen und mehreren Krankenwagen sind offenbar zehn weitere türkische Panzer in syrisches Territorium vorgedrungen. Das berichten mehrere Nachrichtenagenturen übereinstimmend unter Berufung auf Augenzeugen. Mittlerweile befinden sich laut einem türkischen Regierungsvertreter insgesamt 20 türkische Panzer in Syrien.

Die Türkei verstärkt damit ihre Bodenoffensive im Nachbarland. Die ersten Panzer hatten am Mittwoch die Grenze nach Syrien überquert und Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) aus der nordsyrischen Grenzstadt Dscharablus verdrängt. Der Einsatz richtete sich offiziell zunächst gleichermaßen gegen den IS und die Kurdenmiliz YPG. Kritiker betrachten die Offensive gegen den IS jedoch lediglich als Vorwand für das Manöver gegen die Kurden.

Ministerpräsident Binali Yildirim kündigte an, dass die Türkei ihre Militäreinsätze in der Region auch nach der Verdrängung des IS fortsetzen werde. Jetzt gehe es darum, die Kurdenmiliz YPG über den Euphrat zurückzudrängen. "Bis das verwirklicht ist, werden unsere Operationen weitergehen", sagte Yildirim am späten Mittwochabend in einem Fernsehinterview.

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Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten beherrschen das Gebiet östlich des Euphrat. Mit der Eroberung der Stadt Manbidsch vor knapp zwei Wochen hatte die Miliz aber einen Brückenkopf am Westufer des Flusses geschaffen.

"Unsere Abmachung mit den USA lautet, dass sich die Kurden aus Manbidsch und der Region auf die Ostseite des Euphrat zurückziehen müssen", führte Yildirim aus. "Das ist die Zusage, die Garantie, die uns die USA gegeben haben." Das westlich des Euphrat gelegene Manbidsch war erst kürzlich von einem Bündnis unter Führung syrischer Kurdenmilizen vom IS zurückerobert worden.

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Türkische Panzer: Offensive in Syrien

Foto: BULENT KILIC/ AFP

Türkische Medienberichten zufolge kamen die syrischen Kurden am Donnerstag den Forderungen der Türkei nach. US-Außenminister John Kerry habe seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu in einem Telefongespräch versichert, die Verlegung der Truppen sei bereits im Gange, meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu.

Der Sprecher der US-geführten internationalen Koalition twitterte, die von Kurden angeführten Demokratischen Kräfte Syriens hätten sich östlich des Euphrats zurückgezogen, um sich auf die Eroberung der syrischen IS-Hochburg Rakka vorzubereiten. Details nannte er nicht. Ein Sprecher der YPG teilte jedoch nach Angaben der kurdischen Nachrichtenagentur Firat mit, es gebe keine Pläne zum Rückzug.

US-Vizepräsident Joe Biden hatte der Türkei am Mittwoch bei politischen Gesprächen in Ankara Unterstützung für ihr Vorgehen in Nordsyrien zugesichert. "Wir unterstützen nachdrücklich, was das türkische Militär tut", sagte er am Abend nach einem Treffen mit dem türkischen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan in Ankara auf Fragen von Journalisten.

brk/Reuters/AFP
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