Syrien Türkei verkündet Abzug aller schweren Waffen aus Zone um Idlib

Sowohl die Türkei als auch Russland verkünden Fortschritt auf dem Weg zu einer Pufferzone um Idlib. Laut Ankara wurden alle schweren Waffen abgezogen. Moskau spricht von einem Teilabzug der Rebellen.
Rebellen und ein Panzer nahe Idlib

Rebellen und ein Panzer nahe Idlib

Foto: OMAR HAJ KADOUR/ AFP

Idlib ist die letzte syrische Provinz unter Kontrolle der Rebellen. Sie wird von verschiedenen Milizen, unter anderem von der militärisch starken Dschihadistengruppe Hayat Tahrir al-Scham (HTS) kontrolliert. Im September einigten sich die Türkei und Russland auf eine entmilitarisierte Zone um Idlib - und auf zwei Bedingungen. Bis zum 10. Oktober sollten alle schweren Waffen abgezogen werden, bis zum 15. Oktober sollten alle Rebellen das Gebiet verlassen haben. Laut der Türkei wurde Teil eins nun rechtzeitig erfüllt.

Das türkische Verteidigungsministerium teilte mit, dass alle schweren Waffen aus der Zone um die Stadt im Nordwesten Syriens abgezogen worden seien. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte den Abzug der Waffen bereits am Dienstag gemeldet.

Foto: SPIEGEL ONLINE

Die oppositionelle Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk aus Ärzten und Aktivisten in Syrien. Die Angaben sind meist nicht unabhängig überprüfbar. Sie haben sich in der Vergangenheit aber meist als zuverlässig erwiesen.

1000 Rebellen haben das Gebiet laut Russland verlassen

Die Türkei und Russland hatten die Schaffung der Pufferzone vereinbart, um eine Offensive der syrischen Regierungstruppen auf Idlib abzuwenden. Für einen solchen Fall wurde eine humanitäre Katastrophe und eine neue Fluchtbewegung in die Türkei befürchtet. Die Zone soll 15 bis 20 Kilometer breit sein und von der russischen Militärpolizei auf der einen und der türkischen Armee auf der anderen Seite kontrolliert werden. Diese verstärkte zuletzt ihre Truppen in dem Gebiet. Ankara unterstützt in dem Bürgerkrieg die Rebellen. Russland ist Schutzmacht der Regierung von Baschar al-Assad.

Nach der protürkischen Rebellenallianz Nationale Befreiungsfront (NFL) zog offenbar auch die HTS ihre Waffen aus der entmilitarisierten Zone ab. Es bleibt aber offen, ob alle Dschihadisten des Qaida-Ablegers auch Teil zwei erfüllen und die Pufferzone wirklich verlassen werden. Viele Beobachter bezweifeln, dass das russisch-türkische Abkommen langfristig eine Offensive verhindert.

Moskau allerdings zeigt sich zufrieden mit der aktuellen Entwicklung und sprach von weiterem Fortschritt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, der Rückzug der bewaffneten Gruppen laufe reibungslos. Nach Angaben des Ministeriums haben inzwischen mehr als tausend Rebellen das Gebiet verlassen. Lawrow stellte auch eine gewisse Kulanz in Aussicht, was die Frist bis zum 15. Oktober angeht: "Ein oder zwei Tage spielen dabei keine Rolle." Die Qualität der Umsetzung sei wichtiger, als den Termin einzuhalten, sagte er.

aev/AFP/dpa
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