Flüchtlingsnot in Syrien "Bitte helfen Sie uns"
Dramatischer Appell der Uno zur Lage in Syrien: "Wenn die Kämpfe andauern, wird die Zahl der Flüchtlinge unsere Möglichkeiten überschreiten", sagt Vize-Generalsekretär Jan Eliasson. Schon jetzt hätten 2,5 Millionen Menschen ihr Zuhause verlassen. Die Türkei drängt immer stärker auf eine Intervention.
New York - Die Vereinten Nationen schlagen Alarm, weil die Lage der Flüchtlinge in Syrien immer dramatischer wird. "Wenn die Kämpfe andauern, wird die Zahl der Flüchtlinge unsere Möglichkeiten überschreiten", sagte der stellvertretende Uno-Generalsekretär Jan Eliasson. "Inzwischen brauchen schon 2,5 Millionen Menschen in Syrien unsere Hilfe. Damit hat sich die Zahl seit März verdoppelt."
Mehr als 1,2 Millionen Menschen hätten in öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Moscheen Zuflucht gesucht. "229.000 Menschen sind außerhalb Syriens als Flüchtlinge registriert, und die Zahl steigt schnell", sagte Uno-Flüchtlingskommissar António Guterres. "Die Flucht ist für viele die einzige Möglichkeit zu überleben."
"Allein in den vergangenen drei Tagen sind 12.000 unserer syrischen Brüder in unser Land gekommen", sagte der jordanische Außenminister Nasser Dschuda. Das übersteige bald die Möglichkeiten seines Landes. "Bitte helfen Sie uns zu helfen."
Sein türkischer Kollege Ahmed Davutoglu sagte, innerhalb von nur 30 Stunden hätten mehr als 5000 Flüchtlinge sein Land erreicht. Auch er bat um Hilfe - und zeigte sich enttäuscht vom Sicherheitsrat: "Ich bin davon ausgegangen, dass die große Not den Rat zur Einigkeit drängt. Ich wurde enttäuscht." Er schlug erneut vor, Schutzzonen für die syrische Zivilbevölkerung einzurichten. "Wie lange werden wir zusehen, wie eine ganze Generation mit willkürlichen Bombardements ausgelöscht wird?", sagte Davutoglu.
"Wir sind zur Untätigkeit verdammt"
Großbritannien und Frankreich signalisierten generelle Sympathie für den Vorstoß. Der britische Außenminister William Hague sagte allerdings, ohne militärisches Eingreifen sei die Einrichtung einer solchen Schutzzone nicht durchsetzbar - der Vorschlag werden daher im Sicherheitsrat derzeit keine Unterstützung finden. "Aber für die Zukunft schließen wir keine Option aus", fügte er hinzu. Sein französischer Kollege Laurent Fabius erklärte, London und Paris seien sich in diesem Punkt "ganz und gar einig".
Allein: Aus Russland und China kam ein weiteres Mal Ablehnung. Beide Länder haben bislang drei Syrien-Resolutionen, die den Druck auf Präsident Baschar al-Assad erhöhen sollten, gegen die Mehrheit des Sicherheitsrats blockiert.
Auch der deutsche Uno-Botschafter Peter Wittig beklagte die anhaltende Blockade im Sicherheitsrat. "Wir sind zur Untätigkeit verdammt worden", sagte Wittig. Derzeit sei "keine Resolution oder robuste Reaktion" des mächtigsten Uno-Gremiums zu erwarten. Mit dem dritten Veto durch Russland und China habe sich der Sicherheitsrat "erst mal selbst aus dem Spiel genommen", sagte Wittig. "Ich sehe derzeit nicht, dass sich die russische Haltung verändert und aufweicht." Durch die Kämpfe zwischen Assads Truppen und den Rebellen sind seit März 2011 nach Oppositionsangaben etwa 25.000 Menschen getötet worden.
Das Assad-Regime geht offenbar weiter unbeirrt gegen die Aufständischen vor. Aktivisten der Opposition zählten am Donnerstag landesweit 80 Tote. Nach Angaben der Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter starben allein beim Beschuss der nördlichen Provinz Idlib durch Regierungstruppen 20 Menschen, darunter acht Kinder und neun Frauen. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben ist nicht möglich.
ffr/dpa/AFP/dapd